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Wirtschaft: Deutsche Bank sieht baldige Einigung

FRANKFURT (MAIN) (ro).Nach Ansicht von Deutsche Bank-Vorstandssprecher Rolf Breuer wird es innerhalb der nächsten drei Monate zu einer Einigung über einen Entschädigungsfonds für Holocaust-Opfer kommen.

FRANKFURT (MAIN) (ro).Nach Ansicht von Deutsche Bank-Vorstandssprecher Rolf Breuer wird es innerhalb der nächsten drei Monate zu einer Einigung über einen Entschädigungsfonds für Holocaust-Opfer kommen.Nach seiner Rückkehr aus den USA, wo Breuer Kanzleramtsminister Bodo Hombach bei seinen Gesprächen mit dem Jüdischen Weltkongreß begleitet hatte, meinte der Banker am Rande einer Veranstaltung in Frankfurt (Main), daß bislang nur über die Struktur des Fonds gesprochen worden sei.Geld sei kein Thema gewesen, auch nicht bei Gesprächen hinter verschlossenen Türen.Eine Einigung über den Fonds würde die Deutsche Bank auf jeden Fall voll mit einbeziehen, ergänzte Breuer.

Analysten rechnen damit, daß allein die Deutsche Bank etwa 500 Mill.DM für den Fonds bereitstellen könne.Das sei zwar viel Geld, aber nicht zuviel, wenn die Deutsche Bank damit auch die Zehn-Mrd.-Dollar schwere Übernahme des US-Geldhauses Bankers Trust über die Bühne bringen könne.Nach der positiven Entwicklung der Gespräche in den USA, geht man bei der Deutschen Bank davon aus, daß die Übernahme-Verhandlungen wie geplant bis zur Jahresmitte angeschlossen werden können.Die US-Finanzaufsicht macht bekanntlich ihre Zustimmung zur Übernahme von Bankers Trust von einer Einigung über die Entschädigung der Holocaust-Opfer abhängig.Nach Ansicht von Breuer sind aber keine Anzeichen auszumachen, daß jemand die Akquisition hintertreiben wolle.

Ein Sprecher der Deutschen Bank betonte am Mittwoch genauso wie Bank-Analysten, daß Spekulationen darüber, was aus der Deutschen Bank werde, wenn der Kauf von Bankers Trust scheitern sollte, "sehr hypothetisch" seien.

Breuer ließ in Frankfurt allerdings auch durchblicken, daß die geplante Übernahme wirtschaftlich nicht mehr so viel Sinn machen würde, wenn sie nicht im Laufe dieses Jahres endgültig unter Dach und Fach gebracht werden könnte."Wenn die Deutsche Bank nicht zum Zug kommen würde, wäre dies höchst ärgerlich", meint auch Thomas Schiessle, Chef-Analyst beim Bankhaus Delbrück, auf Anfrage."Bankers Trust ist schließlich ein Partner der sehr gut zur Deutschen Bank paßt."

Allerdings kamen am Mittwoch auch aus München positive Signale.Dort äußerte sich Rechtsanwalt Michael Witti, der gemeinsam mit seinem amerikanischen Kollegen Ed Fagan deutsche Banken im Namen von Tausenden von Holocaust-Opfern im vergangenen Jahr mit einer milliardenschweren Sammelklage überzogen hat, erstaunlich optimistisch.Jetzt sei eine schnelle Einigung möglich, es gebe keine gefährlichen Klippen mehr.Die Atmosphäre habe sich in den letzten Tagen drastisch verbessert.Den Auftritt von Deutsche Bank-Chef Breuer in den Vereingten Staaten wertet Witti als Beleg dafür, "daß Banken und Firmen ihre moralische Verantwortung sehen".

Witti kann sich jetzt offenbar eine Fondslösung vorstellen, in der auch die Sammelklage berücksichtigt werde.Klar ist nach Ansicht des Juristen, daß es bei einer Entschädigung um einen "Milliardenanspruch" gehe.Er erinnerte in diesem Zusammenhang an die vor nicht allzulanger Zeit erfolgte Einigung mit den Schweizer Banken über eine Zahlung in Höhe von umgerechnet rund 2,1 Mrd.DM.

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