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Wirtschaft: Deutsche Bank zahlt an Leo Kirchs Insolvenzverwalter

Berlin - Die Deutsche Bank geht im Streit mit dem ehemaligen Medienunternehmer Leo Kirch in die Offensive. Sie zahlt rund neun Millionen Euro an Kirchs Insolvenzverwalter Kurt Bruder und erhofft sich im Gegenzug Material für den anstehenden Milliardenprozess, den Kirch gegen die Deutsche Bank führt.

Berlin - Die Deutsche Bank geht im Streit mit dem ehemaligen Medienunternehmer Leo Kirch in die Offensive. Sie zahlt rund neun Millionen Euro an Kirchs Insolvenzverwalter Kurt Bruder und erhofft sich im Gegenzug Material für den anstehenden Milliardenprozess, den Kirch gegen die Deutsche Bank führt. „Wir unterstützen den Insolvenzverwalter finanziell und mit Informationen“, bestätigte ein Sprecher der Deutschen Bank auf Anfrage des Tagesspiegel.Vom Insolvenzverwalter der Kirch-Obergesellschaft Taurus Holding kaufte sie Gläubigerforderungen gegen Kirch – und kaufte sich damit praktisch in den Gläubigerausschuss ein. So erhält sie Einblicke in die Zeit der Pleite der Kirch-Gruppe.

Hintergrund ist eine Klage gegen die Bank, die Kirch Ende Mai beim Landgericht München eingereicht hat. Er macht das Institut und dessen ehemaligen Chef Rolf E. Breuer für den Zusammenbruch seines Medienkonzerns im Jahr 2002 verantwortlich und fordert deshalb 1,4 Milliarden Euro Schadenersatz. Breuer soll in einem Fernsehinterview im Februar 2002 Kirchs Kreditwürdigkeit untergraben und so die Insolvenz der Kirch-Gruppe herbeigeführt haben. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte im vergangenen Jahr bereits festgestellt, dass Kirch wegen des Interviews grundsätzlich Schadenersatz zusteht. Ob und wie viel die Bank zahlen muss, soll nun in einem neuen Verfahren geklärt werden.

Die Deutsche Bank will sich mit detaillierten Informationen für das Verfahren rüsten. Die will sie von Rechtsanwalt Bruder bekommen, der die insolvente Dachgesellschaft der Kirch-Gruppe, die Taurus-Holding, verwaltet. Bruder fordert seinerseits vor dem Landgericht München 9,3 Millionen Euro von Kirch und fünf ehemaligen Geschäftsführern. Er wirft ihnen vor, Zahlungen noch zu einem Zeitpunkt veranlasst zu haben, als die Dachgesellschaft der Kirch-Gruppe längst reif für eine Insolvenz gewesen sein soll. In der vergangenen Woche war ein Vergleich gescheitert.

Bei beiden Verfahren geht es im Kern um die Frage, wann die Kirch-Gruppe überschuldet war: vor dem besagten Interview oder danach. Das Geld, das die Deutsche Bank an den Insolvenzverwalter zahlt, soll laut Finanzkreisen dazu dienen, dies herauszufinden. Rechtlich sind solche Zahlungen prinzipiell möglich. stek/HB

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