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Wirtschaft: Deutsche Börse: Indexexperten im Fadenkreuz der Justiz

Der Verdacht auf Insiderhandel mit den Titeln des Finanzdienstleisters Marschollek, Lautenschläger & Partner (MLP) veranlasste die Staatsanwaltschaft Mannheim vor kurzem zu einem ungewöhnlichen Großeinsatz. Die Behörde durchsuchte die Büros der DG Bank, der BHF-Bank, der Heidelberger Volksbank sowie der Deutschen Börse.

Der Verdacht auf Insiderhandel mit den Titeln des Finanzdienstleisters Marschollek, Lautenschläger & Partner (MLP) veranlasste die Staatsanwaltschaft Mannheim vor kurzem zu einem ungewöhnlichen Großeinsatz. Die Behörde durchsuchte die Büros der DG Bank, der BHF-Bank, der Heidelberger Volksbank sowie der Deutschen Börse. Im Blickpunkt der Ermittler stehen auffällige Kursbewegungen der MLP-Aktie im August letzten Jahres. Nachdem die Titel in den Tagen vor dem 8. August wegen der Spekulationen über die Aufnahme in den Deutschen Aktienindex (Dax) kräftig zugelegt hatte, stürzten sie am Morgen des entscheidenden Tages um gut zehn Prozent ab. Finanzkreise hatten dem Konzern gute Chancen auf eine Mitgliedschaft im Dax zugebilligt. Aber am Abend des 8. August beschloss die Deutsche Börse überraschend, dass MLP nicht in die Elite-Liga der deutschen Aktien aufgenommen wird. Jetzt hegen die Staatsanwaltschaft und das an den Ermittlungen beteiligte Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) den Verdacht, Eingeweihte hätten die Aktie mit Gewinn verkauft, weil sie frühzeitig von der Entscheidung Wind bekommen haben könnten. Alle drei durchsuchten Banken fielen zum fraglichen Zeitpunkt mit großen Aktivitäten bei MLP-Aktien auf.

Obwohl offiziell gegen Unbekannt ermittelt wird, konzentrieren sich die Untersuchungen auf den Arbeitskreis Aktienindizes. Dieses Vorgehen liegt auf der Hand: Denn obwohl die letzte Entscheidung über die Dax-Zusammensetzung bei der Börse liegt, richtet sie sich de facto stets nach den Vorschlägen des Expertengremiums. Zwei der drei durchsuchten Banken - die DG-Bank und die BHF-Bank - gehören dem exklusiven Kreis an. Dagegen scheint die Heidelberger Volksbank aus dem Schneider zu sein. Zwar verkaufte ein Kunde der Bank tatsächlich ein größeres MLP-Paket, doch hatte er den Auftrag schon lange zuvor erteilt. Zum Stand der weiteren Ermittlungen teilte das BAWe am Montagmit, die Auswertung der beschlagnahmten Unterlagen dauere noch an. Pikantes Detail: Nach Angaben des "Spiegel" erstattete ausgerechnet Manfred Lautschenschläger, Gründer und Aufsichtsratschef von MLP, Anzeige. Vielleicht will Lautenschläger auf diese Weise klären, warum MLP nicht in die oberste deutschen Aktienliga aufstieg.

mm, pot

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