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Wirtschaft: Deutsche Chefs setzen auf Putin

In Russland tätige Unternehmer erwarten für 2012 noch bessere Geschäfte.

Berlin - Angeblich manipulierte Wahlen zur Duma, eine umstrittene Außenpolitik: Zumindest die Mehrheit der in Russland tätigen deutschen Unternehmer sieht das nicht als problematisch für ihr eigenes Geschäft an. Auch einer dritten Präsidentschaft von Wladimir Putin stehen deutsche Manager positiv bis gleichgültig gegenüber, wie aus einer gemeinsamen Umfrage des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft und der Deutsch-Russischen Handelskammer hervorgeht, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Demnach antworteten 30 Prozent der Unternehmen, dass eine Wiederwahl positiv für die Entwicklung der Wirtschaft sei, 25 Prozent befürchten negative Auswirkungen, der größte Teil (45 Prozent) erwartet keine wesentlichen Änderungen des Geschäftsklimas.

Eckhard Cordes, der Vorsitzende des Ost-Ausschusses, würdigte, dass der noch amtierende Premier Putin stets ein offenes Ohr für die deutsche Wirtschaft habe. Bei dem letzten Treffen in größerer Runde habe Putin sich dreieinhalb Stunden Zeit genommen und zu den unterschiedlichsten Fragestellungen eine „unglaubliche Kompetenz bei den unterschiedlichsten Fragestellungen“ erkennen lassen, sagte Cordes. Was die Demonstrationen, die es seit den umstrittenen Duma-Wahlen im Dezember gibt, angeht, sei es auf der einen Seite schlecht, dass es überhaupt Anlass dafür gebe, sagte Eckhard Cordes, Vorsitzender des Ost-Ausschusses. „Die Protestbewegung trägt zugleich dazu bei, dass es in Russland nun einen echten Wettstreit der Ideen gibt.“

Michael Harms, Geschäftsführer der Außenhandelskammer in Moskau machte deutlich, dass die Unternehmen sich am liebsten eh von der Politik fernhalten. „Der Einfluss des Staatsoberhauptes auf die alltäglichen Geschäfte der Unternehmen wird im Allgemeinen überschätzt“, sagte er.

Auch so laufen die Geschäfte derzeit offenbar prächtig: Während der Export deutscher Unternehmen im vergangenen Jahr weltweit um rund 13 Prozent zulegte, stieg er im Falle Russlands sogar um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr und dürfte nun ein Volumen von bis zu 74 Milliarden Euro erreicht haben, sagte Cordes. Und da Russland von der Euro-Krise so gut wie nicht betroffen sei und voraussichtlich im Sommer auch der Welthandelsorganisation WTO beitritt, gehen insgesamt 71 Prozent der von den Verbänden befragten Unternehmer von einer positiven Entwicklung der russischen Wirtschaft aus.

49 Prozent der Unternehmen planen in den nächsten zwölf Monaten Investitionen in Höhe von insgesamt 880 Millionen Euro in Russland, 64 Prozent wollen ihr Personal aufstocken. Im Januar waren insgesamt 6300 deutsche Unternehmen in Russland registriert.

Unterm Strich fürchten deutsche Unternehmen also weniger die Führung des Landes als die alltäglichen Belastungen: Die russische Bürokratie, Korruption so- wie Visa- und Zollfragen seien derzeit die drei größten Geschäftshemmnisse, ergab die Umfrage. Kevin P. Hoffmann

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