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Wirtschaft: Deutsche Konzerne spielen nicht mit

Bei der Fußball-WM 2006 treten nur drei nationale Unternehmen als Welt-Sponsoren an

Berlin (pet/vis). Unternehmer, wo schlägt euer Fußballerherz? Schon macht sich die „Bild“Zeitung Sorgen, dass die Deutschen bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 amerikanisches Bier trinken müssen. Denn im Gegensatz zu den deutschen Bierkönigen Holsten, Becks oder Warsteiner hat sich der US-Bierbrauer Budweiser schon frühzeitig ein Ticket für die WM gesichert. Es ist eine ganz besondere Eintrittskarte: Sie macht Budweiser zum globalen Marketingpartner der Fußball-Meisterschaft. Der Bierbrauer darf sich weltweit mit dem WM-Logo schmücken, darf seine Werbebotschaften an die Banden der deutschen Fußballstadien kleben und von Fernsehkameras in die Wohnzimmer von 30 Milliarden Fußballfans auf der ganzen Welt verbreiten lassen.

Umso überraschender, dass die meisten deutschen Unternehmen sich diese Chance entgehen lassen. Unter den insgesamt 15 Weltkonzernen, die sich als globaler Sponsoring-Partner der Fußball-WM engagieren, sind nur drei deutsche: der Sportartikelhersteller Adidas-Salomon, der Reifenkonzern Continental und die Deutsche Telekom. Das letzte weltweite Sponsoring-Ticket haben sich gerade die saudischen Emirates Airlines gesichert. Zuvor hatten Lufthansa und Deutsche Bahn, Volkswagen, Daimler-Chrysler und der Siemens-Konzern, der schon Bayern-München und Real Madrid unterstützt, dankend abgewunken. Die Deutsche Post verhandelt immerhin noch über eines der insgesamt sechs nationalen Sponsoring-Tickets, die aber weit weniger schillernd sind.

Was ist passiert? Sind die deutschen Konzerne fußballmüde? Oder waren andere einfach schneller? Die Lufthansa hat eine andere Begründung. „Natürlich ist die WM ein hochattraktives Werbeumfeld“, sagt Lufthansa-Sprecher Thomas Ellerbeck. „Aber bei aller Begeisterung – es gibt finanzielle Dimensionen, die wirtschaftlich nicht vertretbar sind. Wir haben schließlich eine Verantwortung gegenüber unseren Aktionären.“

Nach Informationen aus Branchenkreisen kostet es rund 40 Millionen Dollar, globaler Partner der WM 2006 zu werden. Etwa 25 bis 30 Millionen Dollar entfallen auf die Sponsoring-Gebühr, zehn bis 15 Millionen Dollar können in Sachleistungen erbracht werden – wie die Bereitstellung von Autos, Flügen oder Mobiltelefonen.

Die Deutsche Telekom sieht die WM als „einmalige Chance, unser Telekommunikations-Know-How weltweit zu demonstrieren“. Moderne Fußballstadien besäßen heute eine so anspruchvolle Infrastruktur für Telekommunikation wie Messezentren. Die „Arena auf Schalke“, in der 2006 gespielt wird, hat die Telekom bereits ausgestattet. 2006, wenn die neue Mobilfunktechnik UMTS etabliert sei, sei es für den Konzern möglich, die spannendsten Torszenen auf die Handys ihrer heute bereits mehr als 80 Millionen Mobilfunkkunden zu übertragen. „Wir glauben, dass das wirklich sinnvoll investiertes Geld ist“, sagte der Sprecher. Die große Aufmerksamkeit, die olympische Spiele oder eine Fußballweltmeisterschaft auf sich zögen, seien „eine Riesenchance“. Aber das ist offenbar eine Minderheitenmeinung.

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