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Wirtschaft: „Deutsche Kunden sind verwöhnt“ Wolf Wilder über Spaniens Weinmarkt

Herr Wilder, Sie vertreiben seit 17 Jahren mit Wein & Vinos spanische Weine. Wie geht es dem spanischen Weinmarkt?

Herr Wilder, Sie vertreiben seit 17 Jahren mit Wein & Vinos spanische Weine. Wie geht es dem spanischen Weinmarkt? 

Im spanischen Inland ist der Markt mehr oder weniger zum Erliegen gekommen. Der inländische Absatz ist um 35 Prozent eingebrochen. Traditionell gehen die Menschen dort aus und trinken ihren Wein im Restaurant oder einer Bar. Das können sie sich nicht mehr leisten, also gehen sie weniger weg. Es gibt sogar eine neue Tendenz, Freunde zu sich nach Hause einzuladen. Dazu kommt ein Preisverfall – die Spanier zahlen etwa 20 Prozent weniger für eine Flasche Wein als vor der Krise.

Und was bedeutet das für Ihre deutschen Kunden?

Die sind jetzt verwöhnt. Sie bekommen exzellente Weine zu deutlich reduzierten Preisen. Gerade haben wir zwei Jahrgänge eines Rioja Reserva aufgekauft, der normalerweise 30 Euro die Flasche kostet. Wir können ihn zu 15 Euro anbieten.

Viele Weine bewerben Sie mit Verweis auf eine hohe Parker-Punktezahl. Warum gibt es so viele hochbewertete Weine? 

Das ist ein Ergebnis der Krise. Vorher hatten die Winzer es nicht nötig, sich für den Export bewerten zu lassen. Jetzt, wo der Inlandsmarkt eingebrochen ist, sind Parker-Punkte extrem wichtig geworden, um die Exportquote zu steigern. 

Sie verkaufen auch „Vino de Mesa“, zu deutsch Tafelwein, bei dem anonymisierte Flaschen zum halben Preis angeboten werden. Können Winzer, mit denen Sie so zusammenarbeiten, überhaupt überleben? 

Bislang musste zum Glück noch keiner unserer Kunden Insolvenz anmelden. Die Winzer machen über dieses Angebot mehr Geld, als wenn sie die Weine als Fassware verscherbeln oder lagern. Und da wir die ganze Charge abnehmen und sofort bezahlen, fungieren wir als Geldgeber, während Firmen in Spanien kaum noch einen Bankkredit bekommen.

Ist ein Ende der Krise absehbar? 

Bislang nicht. Aber die Winzer haben sich angepasst und vinifizieren weniger. Das bedeutet, dass die Preise stark steigen könnten, wenn die Nachfrage wieder anzieht, aber zu wenig Wein da ist.

Werden die Deutschen den Rioja Reserva weiter trinken, wenn er dann statt 15 wieder 20 oder 30 Euro kostet? 

Ich vermute, sie bleiben in einer Preiskategorie. Aber vielleicht haben wir sie auch dafür sensibilisiert, dass es bei besonderen Anlässen lohnt, mehr Geld für eine gute Flasche zu zahlen.

Das Gespräch führte Constance Frey

Wolf Wilder ist

mit Jörg Horn

Geschäftsführer von Wein & Vinos. Das

auf spanische Weine

spezialisierte Unternehmen hat sechs Berliner Filialen und eine in München.

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