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Wirtschaft: Deutsche Telekom AG: Das Unternehmen rechnet nicht mit Prozess

Die Deutsche Telekom AG setzt darauf, dass die Bonner Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Bilanzfälschung einstellen wird. "Dass wir die Immobilien jetzt in der Bilanz um 3,9 Milliarden Mark abgewertet haben, bedeutet ja nicht, dass 1994 falsch bilanziert worden ist", sagte Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick dem Handelsblatt.

Die Deutsche Telekom AG setzt darauf, dass die Bonner Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Bilanzfälschung einstellen wird. "Dass wir die Immobilien jetzt in der Bilanz um 3,9 Milliarden Mark abgewertet haben, bedeutet ja nicht, dass 1994 falsch bilanziert worden ist", sagte Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick dem Handelsblatt. Es sei "die normalste Sache der Welt", dass der Verkehrswert einer Immobilie nach mehreren Jahren ein anderer sei als der alte Buchwert.

Aktionäre werfen der Telekom vor, sie habe sich in der Eröffnungsbilanz mit ihren Immobilien reich gerechnet. Nach Eicks Schilderung stellt sich die Sache wie folgt dar: Das Postumwandlungsgesetz, das den Übergang der Bundespost in die drei Unternehmen Post, Postbank und Telekom zum 1.1.1995 regelte, war erst im September 1994 fertig. Erstmals erlaubte das Gesetz aber, Immobilien und technische Einrichtungen nach dem aktuellen Verkehrswert in die Bilanz aufzunehmen. Weil es nicht möglich war, 12 000 Gebäude und 40 000 Grundstücke in drei Monaten exakt zu bewerten, stellte die Telekom ihre Immobilien in Gruppen ("Cluster") zusammen. Dann errechnete sie auf Basis der Bodenrichtwerte Durchschnittspreise, die sich am Ende auf 34 Milliarden Mark summierten.

"Es ist völlig klar, dass viele Gebäude von den Durchschnittswerten abweichen", sagt Eick mit Blick auf Medienberichte über Gebäude, deren Wert weit überhöht in den Büchern steht. Es gebe aber auch gegenteilige Fälle. Reich gerechnet habe sich die Telekom damals nicht, weil gleichzeitig mit der Aufwertung der Immobilien um 10,5 Milliarden Euro die Technik um zwölf Milliarden Euro abgewertet worden sei. Jetzt sollen die Immobilien nach und nach verkauft werden. Dadurch verliert laut Eick aber der Buchwert der betroffenen "Cluster" seine Gültigkeit. Deshalb bewerte die Telekom jetzt jedes einzelne Gebäude. Eine erste Analyse der Gutachter Jones Lang Lasalle habe ergeben, dass die Immobilien heute 800 Millionen bis 1,4 Milliarden Mark weniger wert seien als Ende 1994. Nach den Bilanzierungsregeln dürfen aber bei der Neubewertung nur niedrigere Werte in der Bilanz berücksichtigt werden, weshalb die Telekom den Bestand um 3,9 Milliarden Mark abgewertet habe.

dri

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