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Wirtschaft: Deutschland wird zum Gentechnik-Standort

FRANKFURT (MAIN) .Die Klagen werden leiser, dafür steigt die Zahl vor allem der kleineren Firmen: Die Bio- und Gentechnologie in Deutschland steht im Aufwind und wird nach Ansicht von Pol Bamelis, dem Vorsitzenden der 1997 gegründeten Branchenvereinigung DIB, weiter an Fahrt gewinnen.

FRANKFURT (MAIN) .Die Klagen werden leiser, dafür steigt die Zahl vor allem der kleineren Firmen: Die Bio- und Gentechnologie in Deutschland steht im Aufwind und wird nach Ansicht von Pol Bamelis, dem Vorsitzenden der 1997 gegründeten Branchenvereinigung DIB, weiter an Fahrt gewinnen.1997 wurden rund 70 neue Firmen gegründet, in diesem und im nächsten Jahr sollen es jeweils etwa 50 bis 60 sein.Die Rahmenbedingungen für die gesamte Biotechnologie-Branche haben sich nach Ansicht von Bamelis, im Hauptberuf Forschungsvorstand bei Bayer deutlich verbessert."Gentechnische Forschung, Entwicklung und Produktion können mittlerweile in Deutschland unter vergleichbaren Bedingungen wie in den USA durchgeführt werden." Auch wegen der jetzt höheren Akzeptanz der Bio- und Gentechnologie habe sich das Engagement in diesem Bereich hierzulande wieder deutlich belebt und den jeweiligen Zentren in Hamburg, Berlin, Köln-Düsseldorf, Frankfurt, Heidelberg, Freiburg und München frischen Wind verliehen.Allerdings habe die deutsche Biotechnologie gegenüber den USA immer noch einen Rückstand von zehn Jahren, der nur langsam aufgeholt werden könne.In Europa stehe man mittlerweile hinter Großbritannien an zweiter Stelle.

Hierzulande liegt dem DIB besonders die Förderung kleiner Biotech-Unternehmen am Herzen.Neben einer erheblichen Senkung der Steuerlast müsse es besondere Fördermaßnahmen für den deutschen Risikokapitalmarkt geben, um die Finanzierung solcher Unternehmen zu erleichtern."Für besonders geeignet halten wir die Einführung einer Steuervergünstigung oder einer Zulage für Anleger, die in technologieintensive Unternehmen investieren", betont Bamelis.Allerdings ist das Eigenkapital nicht mehr das größte Problem der kleinen Biotech-Firmen.Einerseits sei die Gründermentalität in Deutschland zu schwach ausgebildet.Bamelis wünscht sich, daß viel mehr Wissenschaftler den Weg in die Selbständigkeit wagen.Zum anderen gibt es erhebliche Defizite im Management, vor allem bei den Finanzen und im Vertrieb.Nach Auffassung des DIB müssen diese beiden Gebiete in die Studiengänge von Naturwissenschaftlern eingebaut werden.

Auch wegen dieser Schwächen ist für Bamelis klar, daß die Biotech-Branche noch für einige Zeit ein "High-Risk-Sektor" bleibt.Gewinne würden sich erst auf mittlere Sicht einstellen.Auch mögliche Effekte auf den Arbeitsmarkt sind noch schwer abzuschätzen.1997 waren in Deutschland 465 Firmen registriert, davon 23 Großkonzerne und 173 kleine Biotech-Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern.Knapp 4,4 Mrd.DM wurden umgesetzt, für Forschung und Entwicklung wurden 3,3 Mrd.DM ausgegeben.Etwa 18 000 Menschen wurden in der Biotechnologie beschäftigt.Bis zum Jahr 2000 könnte diese Zahl auf bis zu 40 000 steigen.

Vor allem die 173 kleinen Firmen mit ihren rund 4000 Mitarbeitern stecken aber meist noch tief in den roten Zahlen.Bei einem Umsatz von 580 Mill.DM summierten sich die Betriebsverluste 1997 auf knapp 70 Mill.DM.Noch ungünstiger sieht es in Europa aus: Bei einem Umsatz von 5,4 Mrd.DM wurden Verluste von fast vier Mrd.DM eingefahren.In den USA ist die Relation nicht ganz so schlecht.Der Umsatz kleiner Biotech-Firmen kletterte 1997 umgerechnet von 26 auf 31,5 Mrd.DM, die Verluste sanken von 8,1 auf 7,4 Mrd.DM.

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