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Wirtschaft: Die Anleger trennen sich von der Telekom

Umsatz und Gewinn waren im ersten Quartal schlechter als erwartet. Im Gesamtjahr will Konzernchef Ricke die Delle ausbügeln

Berlin – Die Deutsche Telekom hat im ersten Quartal einen deutlich geringeren Gewinn gemacht als im Vorjahr. Ein Grund dafür war eine erneute Rückstellung des Konzerns für drohende Verluste aus der Beteiligung am Mautbetreiberkonsortium Toll Collect in Höhe von 148 Millionen Euro. Auch die Umsatzentwicklung blieb hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Die TAktie war mit einem Abschlag von knapp einem Prozent auf 13,25 Euro am Donnerstag der größte Verlierer im Deutschen Aktienindex (Dax).

Die Deutsche Telekom hatte im März ein neues Management bei Toll Collect installiert, das einen neuen Geschäftsplan vorgelegt hat. Das habe abermals Rückstellungen notwendig gemacht, sagte ein Telekom-Sprecher. Weitere Rückstellungen im laufenden Jahr seien nicht vorgesehen. 2005 soll das von Pannen begleitete Mautsystem starten. Bereits Ende 2003 hatte die Telekom eine Risikovorsorge von 442 Millionen für Toll Coll getroffen. Auch damals hieß es: Dies decke voraussichtlich alle Belastungen ab.

Die Telekom hält weiter an ihrer Ergebnisprognose für das Gesamtjahr fest. Sie erwartet unverändert einen Anstieg des operativen Gewinns auf mindestens 19,2 Milliarden Euro. In den ersten drei Monaten des Jahres blieb unter dem Strich jedoch nur ein Überschuss von 169 Millionen Euro. Dies waren 80 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Im ersten Quartal 2003 hatten allerdings vor allem Erlöse aus dem Verkauf des Kabelnetzes und positive Steuereffekte einen Gewinn von 853 Millionen Euro ermöglicht. Der Umsatz im ersten Quartal stieg um 2,7 Prozent auf 13,99 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt mit 14,1 Milliarden Euro gerechnet.

Die Quartalsbilanz biete „ein gemischtes Bild“, sagte Analyst Frank Rothauge vom Bankhaus Sal. Oppenheim dem Tagesspiegel. Negativ sehe er etwa die schwachen Umsätze bei der Festnetzgesellschaft T-Com. Positiv sei, dass die Sparte die Marge sehr gut gehalten habe, weil sie die Kosten reduzieren konnte.

Einen Sparbeitrag leisten auch die Mitarbeiter. Die Gewerkschaft Verdi hatte sich mit der Telekom auf ein Beschäftigungsbündnis geeinigt. Eine Vereinbarung steht aber noch aus: Die Telekom verlangt auch von den Auszubildenden einen Solidarbeitrag. Davon macht sie abhängig, ob sie im September 2000 oder wie bisher 4000 neue Auszubildende einstellt. Die Lehrlinge sollen unter anderem weniger verdienen, auf Sonderzahlungen verzichten und flexibler eingesetzt werden können. Die Forderungen stießen auf erheblichen Widerstand bei Verdi. Die zähen Verhandlungen könnten bald beendet sein: „Ich hoffe, dass wir noch in dieser Woche zu einer Einigung kommen“, sagte Verdi-Bundesvorstand Franz Treml dem Tagesspiegel. In dieser Woche würden die Tarifkommission und der Bundesfachbereichsvorstand der Gewerkschaft über die erzielten Kompromisse beraten. Details wollte Treml nicht nennen.

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