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Wirtschaft: Die Aufwärtsentwicklung des Euro an den Märkten scheint vorerst gestoppt

FRANKFURT(MAIN) / BERLIN (rtr/mo). Unterschiedliche Äußerungen des scheidenden Bundesbankpräsidenten Hans Tietmeyer und seines designierten Nachfolgers Ernst Welteke zur Kursentwicklung des Euro haben den Kursverlauf der Gemeinschaftswährung auch am Dienstag nachhaltig beeinflußt.

FRANKFURT(MAIN) / BERLIN (rtr/mo). Unterschiedliche Äußerungen des scheidenden Bundesbankpräsidenten Hans Tietmeyer und seines designierten Nachfolgers Ernst Welteke zur Kursentwicklung des Euro haben den Kursverlauf der Gemeinschaftswährung auch am Dienstag nachhaltig beeinflußt. Während Tietmeyer noch am Montag abend erklärt hatte, das Tempo des Kursanstiegs sei nicht negativ zu bewerten und damit dem Euro eine gewisse Unterstützung gegeben hatte, sorgte Welteke mit seinen Vorbehalten gegenüber einem zu kräftigen Kursgewinn am Dienstag für einen entsprechenden Dämpfer an den Devisenmärkten. Die europäische Gemeinschaftswährung verpaßte jedenfalls gestern zum Handelsauftakt den erneuten Sprung über die Marke von 1,07 Dollar und sackte im Verlauf weiter ab. Die Europäische Zentralbank (EZB) stellte den Referenzkurs mit 1,0627 Dollar fest. Damit gab der Euro gegenüber dem Vortag minimal um 0,0071 Dollar nach.Einige Händler stellten den Kursrückgang in direkte Beziehung zu einem Interview des designierten Bundesbankchefs Welteke. Der hatte in einem Gespräch mit dem "Hamburger Abendblatt" (Dienstagausgabe) erklärt, man wolle keinen zu starken Außenwert des Euro, da dies die Exportwirtschaft weiter schwächen würde. Es sei zudem nicht sicher, ob der jüngste Kursanstieg des Euro schon der Durchbruch nach dem monatelangen Kursverfall sei. Im Devisenhandel hieß es daraufhin, der unmittelbare Kursrückgang am Dienstag habe gezeigt, daß der Kursanstieg der Gemeinschaftswährung in den letzten Tagen noch lange kein Automatismus sei. Welteke habe vermutlich ohne es zu wollen den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen durch das Zeitungsinterview selbst mehr als deutlich gemacht. Andererseits wurde im Handel aber auch darauf verwiesen, daß nach den jüngsten Kursgewinnen des Euro nun eine Konsolidierung zu erwarten gewesen sei. Möglicherweise sei diese nun etwas schneller gekommen und etwas kräftiger ausgefallen.Anders als Welteke hatte Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer am Montag abend betont, daß ihn das rasche Tempo des jüngsten Kursanstiegs nicht weiter beunruhige. Der gegenwärtige Kurs von rund 1,066 Dollar entspreche "einer Größenordnung, die wir schon lange kennen", sagte er vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten am Montag abend. Als entscheidend für den weiteren Kursverlauf bezeichnete Tietmeyer die wirtschaftliche Entwicklung in der Euro-Zone sowie den Kurs der Finanzpolitik. "In Europa und Japan muß die Konjunktur wieder in Gang kommen", sagte der Bundesbankpräsident. Selbst mit einem erwarteten Wirtschaftswachstum von 3,75 Prozent im laufenden Jahr könnten die Vereinigten Staaten die Weltwirtschaft nicht in Schwung halten. Deshalb müsse Deutschland wieder die Rolle der Konjunkturlokomotive übernehmen. Gleichzeitig sei die Bundesregierung aufgefordert, den eingeschlagenen Kurs der Stabilitätspolitik konsequent weiterzuverfolgen.Die Bundesrepublik müsse als größte Volkswirtschaft in Europa ihre besondere Rolle auch für den Euro erkennen, mahnte Tietmeyer. Deshalb sei die Lösung der Wirtschafts- und Strukturprobleme in Deutschland dringend notwendig. "Europa und die Welt schauen mit der Lupe auf die deutsche Entwicklung", sagte der Ende August aus dem Amt scheidende Notenbankpräsident. Die von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) vorgelegten Sparpläne bezeichnete Tietmeyer - wie tags zuvor auch schon EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel - als Schritt in die richtige Richtung. Bereits in dem Anfang Juli den EU-Finanzministern vorgelegten "Financial Report" hatte die EZB der deutschen Finanzpolitik indirekt gute Noten erteilt, da sie keinerlei Hinweise auf eine Verletzung der Maastricht-Kriterien in den elf Mitgliedstaaten der Währungsunion ausmachen konnte.Nun komme es darauf an, daß die Politik Kurs halte und in den nächsten Monaten die Rahmenbedingungen deutlich würden. "Wichtiger als der Inhalt ist Klarheit", betonte Tietmeyer. Der Schlüssel für die Zukunft sei Flexibilität - sowohl am Arbeitsmarkt, in der Bildungspolitik und bei den langwierigen Genehmigungsverfahren. Die aktuellen Konjunkturperspektiven im Inland bezeichnete der Bundesbankpräsident als günstig. Der positive Trend zeige sich im Auftragseingang der Industrie und am Bau sowie im Ifo-Geschäftsklimatest.Der britische Premier Tony Blair bekräftigte am Dienstag die grundsätzlich positive Haltung der britischen Regierung zum Euro. "Wir wollen, daß die Einheitswährung erfolgreich ist", sagte Blair vor der London Business School.

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