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Wirtschaft: Die Bahn nimmt sich die Energieversorger als Vorbild

FRANKFURT (MAIN) (ro).Bahnfahren wird billiger.

FRANKFURT (MAIN) (ro).Bahnfahren wird billiger.Zumindest für die Unternehmen, die mit ihren Zügen auf den Gleisen der Deutsche Bahn AG (DBAG) fahren oder fahren wollen.Die offenbar heftige Kritik nicht nur von Eisenbahnunternehmen, sondern auch von den Bundesländern und von Wissenschaftlern haben die Deutsche Bahn veranlaßt, das seit 1994 gültige Preissystem für die Nutzung ihres rund 40 000 Kilometer langen Schienennetzes ab sofort zu ändern und die Tarife um zehn bis 25 Prozent zu senken.

Ulf Häusler, Vorstand des Geschäftsbereichs Fahrweg der DBAG, räumte bei der Vorstellung des neuen Systems ein, daß es bislang nur "mit Verwerfungen" gelungen sei, mehr Verkehr auf die Schiene zu bekommen.Dies gilt als eines der Hauptziele der Bahnreform.Das neue Preissystem ist zweistufig gestaltet, mit einem fixen und einem variablen Teil.Firmen, die die Trassen mit ihren Zügen häufig befahren, können eine "InfraCard" erwerben und damit die Kosten drücken.Mit dem neuen System hofft Häusler, den Umsatz mit dem Verkauf von Schienenweg an Dritte von 450 Mill.DM im vergangenen Jahr bis 2003 auf "mindestens" 900 Mill.bis eine Mrd.DM zu steigern.

Hauptumsatzträger des Bereichs Fahrweg sind derzeit Tochterunternehmen der DBAG.Sie sorgten 1997 mit einem Umsatz von rund 6,5 Mrd.DM eindeutig für den Löwenanteil des Gesamtumsatzes von sieben Mrd.DM.Nur zu einem ganz geringen Teil konnte die Bahn bislang bahnfremde Gesellschaften gewinnen.Von privaten amerikanischen Eisenbahnunternehmen, die Häusler noch 1994 als Interessenten darstellte, ist bislang nichts zu sehen.70 Prozent der derzeit hundert Unternehmen, die auf Gleisen der DBAG fahren, setzen Personenverkehrszüge ein, 30 Prozent agieren im Güterverkehr.Im Schnitt zahlen sie für jeden Zug-Kilometer mit dem neuen Preissystem zwischen neun und zehn DM.Im Nahverkehr reduziert sich der Durchschnittspreis pro Zug-Kilometer von 9,90 DM auf etwa 6,80 DM.

Mit dem neuen System orientiert sich die Bahn am Abrechnungsmodus der Energieversorger.Die "InfraCard" steht für einen abnahmeunabhängigen Grundpreis, der die Fixkosten des Schienennetzes abdecken soll.Der VarioPreis richtet sich allein nach der Menge der Züge, die auf dem jeweiligen Streêkenabschnitt eingesetzt werden.InfraCard-Nutzer zahlen einen Grundpreis für das jeweilige Streckennetz - mindestens 100 Kilometer - und zusätzlich einen günstigen variablen Preis für jeden eingesetzten Zug."Mit jedem zusätzlich gefahrenen Kilometer sinkt insgesamt der Durchschnittspreis pro Kilometer.Das ist ein starker Anreiz, die Schiene tatsächlich zu nutzen", sagte Häusler.Die Trassenpreise richten sich generell nach der Leistungsfähigkeit und Auslastung einer Strecke sowie nach der Flexibilität des Kunden.Wer zu ganz bestimmten Spitzenzeiten auf Top-Strecken fahren will, zahlt mehr, wer seine Züge in Schwachlastzeiten auf alten Strecken mit hoher zeitlicher Flexibilität einsetzen will, zahlt deutlich weniger.

Am Beispiel der Strecke Rostock - Flughafen Berlin- Schönefeld - Chemnitz rechnet Häusler die mit dem neuen System verbundenen Verbilligungen vor: Kostete der Einsatz eines Interregios dort bislang 4950 DM so sind es jetzt beim VarioPreis 4537 DM.Besitzt die Gesellschaft eine InfraCard kostete der Interregio sogar nur noch 4242 DM.Häusler räumt allerdings ein, daß es für manche Gesellschaften auf manchen Streêken mit dem neuen System sogar teurer werden könnte.Trotzdem sieht er die Bahn mit den neuen Trassenpreisen auf dem richtigen Weg.Den Umsatzausfall von zehn bis 15 Prozent könne man verkraften und durch Rationalisierungen auffangen.

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