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Wirtschaft: Die Bahn trennt sich von Mitropa

Speisewagen sind vom Verkauf nicht betroffen, aber die Bahnhofsgaststätten gehen an die britische Compass Group

Berlin (hop). Die Deutsche Bahn will ihre Beteiligung Mitropa abstoßen. Der Konzern teilte am Dienstag mit, dass es entsprechende Verhandlungen mit dem Cateringunternehmen Compass Group Deutschland gebe. Allerdings müsse das Geschäft noch unter anderem vom Bahnaufsichtsrat und dem Bundeskartellamt genehmigt werden. Verträge sind offenbar noch nicht unterschrieben. Bei Compass hieß es lediglich, man prüfe die „mögliche Akquisition“. Branchenkreise schätzen den Kaufpreis auf 40 Millionen Euro. Weder Bahn noch Compass wollten dazu offizielle Angaben machen. Die Gewerkschaften begrüßten den Verkauf.

Die Mitropa betreibt mit 1950 Mitarbeitern in Bahnhöfen Bistros und Geschäfte. Darüber hinaus gehören dem Unternehmen 30 Autobahnraststätten und rasthöfe in Ostdeutschland. Das frühere Hauptgeschäft – die Gastronomie in den Zügen der Bahn – gehört seit dem Sommer 2002 nicht mehr zur Mitropa, sondern wird direkt von der Fernverkehrstochter der Bahn betrieben. Der Mitropa-Jahresumsatz liegt bei 120 Millionen Euro. Das Unternehmen wurde 1916 gegründet und nach der Teilung als Marke in der DDR weitergeführt. Nach der Wiedervereinigung wurde sie 1994 wieder die Dachgesellschaft für die Bahn-Gastronomie.

Ein Bahnsprecher begründete den Verkauf damit, dass sich der Konzern auf sein eigentliches Geschäft konzentrieren wolle. Nach der Ausgliederung der Zuggastronomie sei die Mitropa „nicht mehr so bahnnah“. Kein Grund für den Verkauf sei die Geschäftsentwicklung gewesen, sagte der Sprecher dem Tagesspiegel. Vielmehr sei die Mitropa profitabel. Der Sprecher machte keine Angaben darüber, wofür der mögliche Verkaufserlös verwendet werden soll. Er werde nicht automatisch etwa in die Zuggastronomie fließen. „Den Automatismus gibt es nicht“, sagte der Sprecher. Der Service im Zug werde wie bisher betrieben. Im Fernverkehr gebe es „mindestens ein Bistro oder einen Speisewagen“.

Neben der Mitropa stehen weitere Töchter zum Verkauf. Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass die Bahn den Reiseveranstalter Ameropa und die beiden Busunternehmen Bayern Express (Bex) und Deutsche Touring verkaufen will. Hier sei der Prozess aber noch am Anfang, sagte der Bahnsprecher. Die drei Unternehmen seien aber „sehr profitabel“.

Welche Pläne Compass mit der Mitropa hat, ist noch unklar. „Wir haben aber immer gesagt, wo wir wachsen wollen – in den USA und in Deutschland“, sagte ein Sprecher in London. Mitropa passe in die „strategische Logik“. Weitere Übernahmen schloss der Compass-Sprecher nicht aus. „Aber wir sind nicht auf Einkaufstour.“ Die britische Compass Plc machte zuletzt einen Jahresumsatz von elf Milliarden Pfund und beschäftigt weltweit 400000 Menschen vor allem im Catering und der Gastronomie. Für die deutsche Tochter arbeiten 12000 Beschäftigte. Der Umsatz liegt bei 587 Millionen Euro.

Die Arbeitnehmervertreter der Mitropa sehen die Pläne der Bahn positiv. Bei der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) hieß es: „Wir begrüßen den Verkauf. Wir hoffen, dass er zur Arbeitsplatzsicherung beiträgt.“ Schließlich habe auch die Mitropa in den vergangenen Jahren wie die gesamte Branche unter dem Rückgang des Konsums gelitten. Gut sei auch, dass die Mitropa „jetzt wieder Tochter eines gastronomischen Unternehmens wird“. Ein Sprecher der Eisenbahnergewerkschaft Transnet sagte wiederum dem Tagesspiegel: „Das ist ein Weg, den man gehen kann.“

Der Mitropa-Verkauf soll am 12. März im Aufsichtsrat der Bahn diskutiert und genehmigt werden. Die Prüfung durch das Bundeskartellamt wiederum kann bis zu vier Monaten dauern. Sollte es keinen Anhaltspunkt dafür geben, dass Compass durch die Mitropa-Übernahme eine marktbeherrschende Stellung erhält, kann eine Genehmigung schon nach vier Wochen erfolgen. „Ein Fusionskontrollantrag ist allerdings noch nicht eingegangen“, sagte eine Kartellamtssprecherin dem Tagesspiegel. Compass hatte am Dienstag gemeldet, schon einen Antrag gestellt zu haben.

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