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DIE BANKEN IN DER FINANZKRISE Schlechte Zahlen und neue Strategien: Gewinne brechen ein

Die US-Hypothekenkrise trifft die amerikanische Citigroup und die Schweizer UBS

Berlin - Die Hypothekenkrise in den USA zwingt die internationalen Großbanken zu milliardenschweren Abschreibungen. Am Montag gab das größte US-Institut Citigroup eine Gewinnwarnung für das am Sonntag zu Ende gegangene dritte Quartal heraus. Der Gewinn werde im Jahresvergleich um etwa 60 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) einbrechen. Noch härter trifft es die Schweizer Bank UBS, die sogar einen Verlust von 600 bis 800 Millionen Franken (360 bis 480 Millionen Euro erwartet. Die Aktien der meisten deutschen Banken reagierten mit Kursverlusten auf die Meldungen.

Die UBS muss im dritten Quartal rund vier Milliarden Franken (2,4 Milliarden Euro) abschreiben und dadurch den ersten Quartalsverlust seit neun Jahren hinnehmen. Sie hatte in den USA in scheinbar sichere, weil auf Wohnungsbau-Hypotheken basierende Wertpapiere investiert. Weil die Schuldner ihre Verpflichtungen nicht mehr begleichen können, muss die Bank die Kredite nun abschreiben. Dies betrifft vor allem die Kredite ihrer amerikanischen Tochterfirma Dillon Read Capital Management (DRCM), die inzwischen aufgelöst wurde. Aber auch die Investmentbanksparte der UBS hat offenbar kräftig in Wertpapiere investiert, die mit US-Hypotheken besichert waren.

Das finanzielle Desaster hat auch personelle Konsequenzen: Der Chef der Investmentsparte, Hew Jenkins, und der Finanzchef der Bank, Clive Standish, mussten zurücktreten. Konzernchef Marcel Rohner übernimmt die Leitung des Investmentbankbereichs nun erst einmal selbst.

Trotz der unsicheren Lage gab sich Rohner zuversichtlich. Der Gewinn der ersten neun Monate liege trotz Turbulenzen in der Größenordnung von zehn Milliarden Franken (sechs Milliarden Euro) und auch das Gesamtjahr werde „auf gutem Gewinnniveau“ abschließen. Rohner hatte schon im August vor möglichen Verlusten gewarnt. Nun habe er sich „für den Weg größtmöglicher Transparenz“ entschieden“. Die Anleger honorierten die Entscheidung: Nach anfänglichen Verlusten drehte die UBS-Aktie deutlich ins Plus. Offenbar hatten die Börsianer Schlimmeres erwartet.

Ob das tatsächliche Ausmaß der Krise nun offengelegt ist, ist allerdings unklar. Denn die Banken haben größte Schwierigkeiten, ihre Kredite und kreditbasierten Papiere überhaupt zu bewerten, weil es für diese derzeit oft gar keine Käufer und deshalb auch keine Marktpreise gibt. Die Banken sind also gezwungen, die Papiere selbst zu bewerten. Wie streng sie dabei vorgehen, bleibt zumindest zum Teil ihnen selbst überlassen.

Dies betrifft auch die Citigroup. Sie gab am Montag einen Abschreibungsbedarf von 1,3 Milliarden Dollar (916 Millionen Euro) für hypothekenbesicherte Papiere an. Hinzu kommen 1,4 Milliarden Dollar Abschreibungen auf Kreditzusagen für Fusions- und Übernahmegeschäfte. Weitere Kosten seien im Handel mit festverzinslichen Krediten und im globalen Verbrauchergeschäft entstanden.

Insgesamt soll der Gewinn für das dritte Quartal rund 60 Prozent unter dem Vorjahreswert von 5,5 Milliarden Dollar (3,8 Milliarden Euro) liegen –„eine klare Enttäuschung“, wie Citigroup-Chef Charles Prince sagte. Da stimmten auch die Anleger zu: Die Aktie gab zum Börsenstart in New York um 1,6 Prozent nach.

Auch die deutschen Finanzaktien verloren am Montag an Wert. Die Papiere der Deutschen Bank fielen bis zum Nachmittag um 0,8 Prozent. Commerzbank-Aktien gaben um 0,7 Prozent nach, Allianz-Aktien um 1,2 Prozent. Ab Ende Oktober werden die deutschen Finanzkonzerne ihre Zahlen für das dritte Quartal vorlegen (siehe Tabelle). Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat bereits eine Ergebnisbelastung angekündigt. Wie hoch diese sein wird, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Von 600 Millionen bis 1,7 Milliarden Euro ist die Rede. Auch die Commerzbank ist nach eigenen Angaben mit 1,2 Milliarden Euro im Markt für zweitklassige US–Hypothekenkredite engagiert und wird einen Teil davon abschreiben müssen.

Stefan Kaiser

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