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Wirtschaft: Die Börse feiert ein Sommerfest

Der schwache Euro und gute Konjunkturaussichten treiben die Kurse – und sie steigen weiter, sagen Analysten

Berlin (dr/hop). An den internationalen Aktienmärkten sind die Kurse zum Wochenende überwiegend gestiegen. Und es wird voraussichtlich auch in nächster Zeit aufwärts gehen. Das ergab eine Umfrage des Tagesspiegels bei Analysten und Volkswirten. Getrieben werden die Notierungen in Deutschland von der Hoffnung auf eine konjunkturelle Erholung und vom fallenden Eurokurs. Der Referenzkurs der Gemeinschaftswährung wurde am Freitag nur noch bei 1,0894 Dollar festgestellt, am Vortag waren es noch 1,1009 Dollar gewesen. „Der Aufwärtstrend des Euro der vergangenen 14 Monate scheint gebrochen, das bringt Fantasie in die Märkte“, sagte Tammo Greetfeld, Aktienstratege der HypoVereinsbank.

Am Freitag schloss der Deutsche Aktienindex Dax zwar auf dem Stand von 3549,05 Punkten, das war ein Minus von 0,46 Prozent. Doch die Börsianer blieben zuversichtlich. Neben dem schwachen Euro hob auch der Chipproduzent Intel mit optimistischen Aussagen die Stimmung. Die Hypo-Vereinsbank rechnet damit, dass der Dax in den kommenden sechs Monaten auf 3800 Punkte klettert. Die Fondsgesellschaft Union Investment sieht das ähnlich. Aber danach werde „die Luft sehr dünn“.

Die Prognosen bauen darauf, dass sich die Wirtschaft in Deutschland, aber auch international (siehe Kästen), erholt. „Alle Stimmungsindikatoren haben sich verbessert“, sagte Greetfeld von der Hypo-Vereinsbank. So waren zuletzt der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts und der ZEW-Index, bei dem Analysten und Volkswirte nach ihren Erwartungen gefragt werden, gestiegen. Beide spiegeln aber vor allem Hoffnungen wider, nicht die aktuelle Geschäftslage. So ist die deutsche Wirtschaft im ersten Halbjahr in die Rezession gerutscht. „Jetzt warten wir auf harte Daten“, sagte Greetfeld, etwa eine spürbare Verbesserung der Auftragseingänge. Die dürfte es voraussichtlich im vierten Quartal geben.

Einige Volkswirte verweisen jedoch schon auf erste konkrete positive Zeichen. „Der Rückgang beim Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal ist Schnee von gestern“, sagte Ulrich Berz, Chefvolkswirt von Union Investment. „Im dritten Quartal erwarten wir einen Aufschwung.“ Die Inlandsnachfrage insgesamt habe sich bereits im zweiten Quartal verbessert. Er warnte aber: „Das Wachstum wird nicht durch die Decke gehen.“

Ulrich Ramm, Chefvolkswirt der Commerzbank, verwies auf die Auftragseingänge, die im Juli gestiegen seien. Er geht davon aus, dass die Wirtschaft weltweit statt bisher um zwei im kommenden Jahr um drei Prozent wächst, „und dann werden deutsche Investitionsgüter nachgefragt“. Bei der Aktienanlage rät Ramm zur Vorsicht. „Die Märkte übertreiben im Moment ein bisschen.“

„Die negativen Nachrichten aus dem Frühjahr sind in den Hintergrund gedrängt worden“, sagt Heiko Feber, zuständig für die Vermögensverwaltung bei der Hamburger Privatbank Berenberg. Derzeit sei das Umfeld grundsätzlich positiv für Aktien. 2003 könnte beispielsweise eines der ersten Jahre werden, in dem die Analysten mit ihren Schätzungen der Unternehmensgewinne zu niedrig lagen, sagt Feber. Er sieht Chancen, dass der Dax zügig bis auf 3800 Punkte steigen könnte, und empfiehlt Werte, die von der anziehenden Konjunktur in den USA profitieren könnten. Doch Feber warnt vor dem September. „Das Trauma des 11. September sitzt zu tief.“ September und Oktober, das sind auch die beiden schwarzen Monate für Hans Jakob, Leiter des Asset Managements beim Bankhaus Löbbecke in Berlin. Der Dax könnte bis dahin auf 3650 Punkte steigen, dann aber drohe eine massive Kurskorrektur. Doch diese Korrekturphase ließe sich für Zukäufe nutzen. Denn 2004 werde der Dax bis auf mehr als 4000 Punkte klettern.

Und selbst von einem wiedererstarkten Euro dürfte der positive Trend nicht bedroht werden. Die Prognosen gehen nämlich davon aus, dass der Euro 2004 auf 1,20 Dollar oder sogar darüber steigt, sagt Greetfeld von der Hypo-Vereinsbank. „Ein schwächerer Euro könnte zusätzliche Impulse für Wirtschaft und Börse geben.“ Dann wären auch die Kurserwartungen weiter anzuheben.

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