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Rückblick und Ausblick. Abspaltungen könnten bei Siemens Jobs kosten. Siemens-Chef Joe Kaeser stimmt die Belegschaft auf unsichere Zeiten ein.

© REUTERS

Bestes Jahr für den Technologiekonzern: Die Börse feiert Siemens

Siemens will seine Medizintechnik-Sparte an die Börse bringen – nach einem Rekordjahr. Doch Vorstandschef Joe Kaeser stimmt die Mitarbeiter auf unsichere Zeiten ein.

Siemens war am Donnerstag an der Börse so teuer wie zuletzt vor 16 Jahren: Gut 110 Euro kostete die Aktie des Technologiekonzerns – fast 94 Milliarden Euro brachte der Konzern damit auf die Waage. Aus einem Gewinnsprung im vergangenen Geschäftsjahr wurde ein Kurssprung am Aktienmarkt. Dabei hatte Siemens-Chef Joe Kaeser am Morgen nicht nur von einem sehr stark verlaufenen Geschäftsjahr berichtet, sondern auch einen nicht besonders euphorischen Ausblick gegeben. Die Börsianer hielt das nicht auf. Bei ihnen kamen stattdessen Kaesers Pläne gut an, die erfolgreiche Medizintechniksparte an die Börse zu bringen. Siemens würde sich damit ein weiteres Mal aufspalten.

Mit gut 11 000 Beschäftigten in Berlin ist Siemens einer der größten Arbeitgeber in der Hauptstadt. Weltweit zählt der Dax- Konzern 348 000 Mitarbeiter. Sie stimmte Kaeser am Donnerstag auf unsichere Zeiten ein. Viel Raum für Fehler, so der Siemens-Chef, gebe es nicht. Und es müsse gespart werden. Pro Jahr will das Unternehmen drei bis fünf Prozent produktiver werden.

Die Medizintechnik firmiert unter dem Namen "Healthineers"

Der Konzern rechnet nach dem Umsatzplus von fünf Prozent auf knapp 80 Milliarden Euro im vergangenen Geschäftsjahr nur noch mit einem geringen Zuwachs – ohne Zukäufe und Wechselkurseffekte. Für den Gewinn peilt Siemens eine Spanne von rund 5,8 bis 6,1 Milliarden Euro an. Der Vorjahreswert von 7,4 Milliarden Euro hatte noch Erlöse aus dem Verkauf des Siemens-Anteils am Hausgerätehersteller BSH an Bosch sowie der Hörgerätesparte enthalten.

Trennen will sich Kaeser nun auch von der Medizintechnik, die unter dem Namen „Healthineers“ firmiert. Die einstige Sorgensparte mauserte sich in den vergangenen Jahren zum rentabelsten Industriegeschäft von Siemens. „Die Börsennotierung ist jetzt der nächste Schritt“, sagte Kaeser. „Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.“

„Healthineers“ ist mit einem Jahresumsatz von 13,5 Milliarden Euro der zweitgrößte Umsatzbringer des Konzerns nach dem Kraftwerksgeschäft. Weltweit arbeiten 45 000 Menschen in der Sparte. Mit dem Schritt will Kaeser die Healthineers für Umbrüche im Markt mit medizinischer Technik rüsten. Die Gesundheitssysteme und Diagnoseformen änderten sich zunehmend, erläuterte er. Den Zeitplan und den Umfang der Börsennotiz ließ der Konzernchef offen. Außerdem vermied er ein direktes Bekenntnis, ob Siemens die Mehrheit an der mehrfach umbenannten Tochter behalten wolle.

Abspaltungen haben bei Siemens immer viele Jobs gekostet

Der 169 Jahre alte Konzern hat sich wie kaum ein anderes deutsches Unternehmen immer wieder durch Abspaltungen gehäutet. An die Börse brachte Siemens im Jahr 2000 das Chipunternehmen Infineon, danach das Bauteile-Geschäft Epcos und zuletzt die Lichttechniktochter Osram. Zum Debakel wurde der Verkauf des Handygeschäfts an die Taiwaner BenQ. In allen Fällen gingen Tausende Jobs verloren. Die Konzernspitze betonte, der Börsengang der Medizintechnik solle „unter dem Dach von Siemens“ erfolgen. Die Sparte werde ein Investitionsschwerpunkt bleiben.

Für seine Gesamtgeschäfte lässt sich Siemens-Chef Kaeser weder vom Ausgang der US-Wahl, dem bevorstehenden Brexit, noch der eher schwachen Branchenkonjunktur einschüchtern. Vom guten Jahr 2015/16 sollen auch die Aktionäre etwas haben: Die Dividende wird um zehn Cent auf 3,60 Euro je Aktie angehoben. mit rtr

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