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Wirtschaft: Die Chemieindustrie zahlt 2,6 Prozent mehr Lohn

Arbeitgeber verpflichten sich auch zu mehr Ausbildungsplätzen

Lahnstein (dc/HB). Die Tarifparteien in der Chemieindustrie haben sich am Donnerstagabend auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Das Abkommen enthält neben einer Lohnerhöhung von 2,6 Prozent eine Vereinbarung, mit der sich die Arbeitgeber verpflichten, das Angebot an Ausbildungsplätzen im Jahr 2004 um zunächst 1,7 Prozent zu erhöhen. Die Ausgangsbasis dafür soll am Jahresende im Rahmen einer Bilanz des Ausbildungsjahres 2003 ermittelt werden. Im Jahr 2002 haben 8000 junge Menschen ihre Ausbildung begonnen. Insgesamt gibt es derzeit laut der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) 25 000 Auszubildende in der deutschen chemischen Industrie.

Die IG BCE gibt im Streit um die Reformagenda von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) damit Kompromisssignale – im Gegensatz zu den meisten anderen Gewerkschaften. Die Chemiegewerkschaft will zeigen, dass sich die Zahl der Ausbildungsplätze auch ohne gesetzlichen Zwang für die Firmen erhöhen lässt. Um das Ziel zu erreichen, ist die Gewerkschaft bereit, im Rahmen eines gemeinsam mit den Arbeitgebern festgelegten Verfahrens notfalls in den kommenden Jahren auch über ein Einfrieren der Ausbildungsvergütungen zu sprechen.

„Wir können unseren Weg den anderen Branchen nur zur Nachahmung empfehlen“, kommentierte IGBCE-Chef Hubertus Schmoldt den erzielten Tarifabschluss für die 580 000 Beschäftigten der chemischen Industrie. Das Abkommen läuft bis zum Jahr 2007, wenn die steigende Zahl an Schulabgängern nach einer Prognose der Kultusministerkonferenz ihren Höhepunkt erreicht. Bis dahin wollen die Tarifparteien das Ausbildungsplatzangebot um 6,8 Prozent gesteigert haben. Um Betrieben, die bisher nicht ausbilden, die Einstellung von Lehrlingen zu erleichtern, wollen sie Ausbildungsverbünde fördern, in denen sich jeweils mehrere Betriebe zusammenschließen.

Schmoldt sagte, der Tarifabschuss zeige, dass verbindliche Verabredungen zur Steigerung des Ausbildungsplatzangebots auch in Zeiten möglich seien, in denen es in mancher Hinsicht um das Verhältnis von Gewerkschaften und Arbeitgebern nicht zum Besten stehe. „Im Übrigen kommen wir damit einer Aufforderung aus dem Bündnis für Arbeit nach“, betonte Schmoldt. Der Tarifvertrag enthalte zudem „erstmals die Verpflichtung für die Arbeitgeber, die zugesagte Steigerung der Ausbildungsplätze auch einzuhalten“, sagte er. Rüdiger Erckel, Präsident des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC), sprach von einem Abkommen, das die Wettbewerbsfähigkeit der Chemiebranche stärke.

Die Tariferhöhung um 2,6 Prozent setzt je nach Region im Mai, Juni oder Juli ein, für den vorausgehenden Monat erhalten die Beschäftigten eine Pauschalzahlung von 40 Euro. Nach Rechnung der Arbeitgeber ergibt sich daraus eine Belastung von 2,3 Prozent für die insgesamt 13-monatige Laufzeit des Entgelt-Tarifvertrags. Die IG BCE hatte zuvor ihre Forderung nicht genau beziffert, sondern einen Ausgleich der Inflationsrate und des erwarteten Produktivitätszuwachses gefordert – das wären rechnerisch zusammen rund 4,5 Prozent.

Mit dem Abkommen haben die Chemietarifpartner eine wichtige Orientierungsmarke in der Tarifrunde 2003 gesetzt. Die Gewerkschaft Verdi will in der Druck- und Papierverarbeitungsindustrie sowie im Handel Entgeltsteigerungen von drei bis 3,5 Prozent durchsetzen. Für den Bereich Druck und Papier hat sie für Mai bereits Warnstreiks angedroht.

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