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Wirtschaft: Die EU will ein europaweites Energielabel einführen - Deutschland ist das zu lasch

Computern, Faxgeräten und Kopierern geht es wie Feuerwehrmännern: Sie müssen in ständiger Bereitschaft sein. Für ihre Besitzer ist das ein teures Vergnügen.

Computern, Faxgeräten und Kopierern geht es wie Feuerwehrmännern: Sie müssen in ständiger Bereitschaft sein. Für ihre Besitzer ist das ein teures Vergnügen. Denn selbst in der Stand-By-Funktion verbrauchen Geräte der Informationstechnologie und Unterhaltungselektronik jährlich 20,5 Milliarden Kilowattstunden Strom - zum Preis von 4,5 Milliarden Mark. Zum Vergleich: Die ganze Stadt Berlin verbraucht im Jahr 14 Milliarden Kilowattstunden. Viele Bürohelfer, wie Faxgeräte und Drucker, brauchen für den Bereitschaftszustand sogar mehr Energie als für den eigentlichen Betrieb.

Überflüssig, findet die Gemeinschaft Energielabel Deutschland (GED), ein Ende 1997 gegründeter Verband aus Energieagenturen und Umweltorganisationen. Mit neuen, energiesparenden Geräten könnten die Energiekosten laut GED um bis zu 60 Prozent gesenkt werden. Wenn alle Geräte in Deutschland durch solche Nachfolger ersetzt würden, ließen sich beim Verbrauch in Stand-By-Funktion 9,7 Milliarden Kilowattstunden Strom einsparen - und damit Kosten in Höhe von 2,5 Milliarden Mark.

Nur: Wie erkennt der Kunde auf einen Blick, ob der PC oder Kopierer, den er kaufen will, besonders wenig Energie verbraucht? In Europa bisher noch fast gar nicht. Denn nur bei Haushaltsgroßgeräten schreibt eine EU-Richtlinie bisher die Kennzeichnung der Energieverbrauchsdaten vor. Für Büro-und Unterhaltungselektronik gibt es so ein Label, also eine Kennzeichnung, bisher nicht. Das soll sich bald ändern.

Die Europäische Union (EU) versucht zurzeit, ein europaweites Energielabel auch für Computer, Faxgeräte und andere Geräte der Informations- und Kommunikationstechnologie durchzudrücken. "Ich rechne damit, dass das noch in diesem Jahr durchkommt", sagt Annette Schnopp, Referentin im Bundeswirtschaftsministerium. Die EU muss dabei das Rad nicht neu erfinden, sondern will ein Label aus den USA, den sogenannten EnergyStar, übernehmen und in europäisches Gemeinschaftsrecht umsetzen. Eine solche EU-Verordnung würde automatisch in allen EU-Beitrittsstaaten - also auch in Deutschland - gelten.

Deutschland unterstützt diese (bislang freiwillige) Kennzeichnung grundsätzlich, hält den EnergyStar aber für zu lasch: "Es gibt Geräte, bei denen 80 Prozent der auf dem Markt befindlichen Geräte die Bedingungen erfüllen", heißt es in einem Beschluss des Bundesrates vom siebten April. Der Bundesrat vertritt daher die Auffassung, dass "die Vergabe eines offiziellen Labels nur für solche Geräte gerechtfertigt ist, die sich durch deutlich geringeren Enrgieverbrauch vom Marktdurchschnitt unterscheiden".

"Die Kennzeichnung ist aus Verbrauchersicht nicht strikt genug" sagt Referentin Schnopp. Deutschland will durchsetzen, dass neben dem Label EnergyStar hierzulande auch das sogenannte GEA (Group for Efficient Appliences) Label eingeführt werden kann, dass die Gruppe der 25 sparsamsten Geräte tragen darf. "Das könnten deutsche Hersteller dann neben das EnergyStar-Label kleben", sagt Schnopp.

Das GEA-Label ist eine Schweizer Erfindung. Tragen dürfen es PCs, Drucker und andere Geräte, die besonders energiesparend arbeiten. Schon seit zwei Jahren erstellt die Gemeinschaft Energielabel Deutschland jährlich eine Liste mit 650 besonders sparsamen Geräten, die die engen Kriterien des GEA-Labels erfüllen (im Internet: www.energielabel.de). Einige deutsche Städte und Landkreise kaufen schon jetzt freiwillig nach dieser Liste ein. Darunter auch die Landesbildstelle Berlin, die Schulen mit Computern, Faxgeräten und anderem Gerät bestückt.

Maren Peters

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