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Wirtschaft: „Die Gier gibt den Ton an“

Weltweite Übernahmewelle erreicht Höhepunkt

Berlin - Die weltweite Übernahmewelle hat nach Einschätzung von Experten mit dem Kauf des größten kanadischen Telefonunternehmens für umgerechnet rund 36 Milliarden Euro ihren Höhepunkt erreicht. Ein Pensionsfonds und Finanzinvestoren hatten das Unternehmen BCE gekauft und dabei einen Zuschlag zum Unternehmenswert vor Bekanntwerden der Übernahmepläne von 42 Prozent gezahlt.

Bisher hatten sich die Zuschläge bei Übernahmen im Rahmen gehalten. Damit waren auch die Aussichten für die Investoren gut, mit der Transaktion zum Erfolg zu kommen. Das habe sich inzwischen geändert, warnt David Rubenstein, Chef der Beteiligungsgesellschaft Carlyle: „Die Gier gibt den Ton an. Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass einige Deals schiefgehen werden.“ Die Private-Equity-Firmen werden von ihren Investoren zwar immer noch mit Geld überschüttet. Doch „niemand fürchtet Verluste“, mahnt Rubenstein.

Rasant steigen die Preise bei den Megadeals. Nach Berechnungen des Handelsblatts zahlten Käufer für die 15 größten Übernahmen in diesem Jahr durchschnittlich eine Prämie von 25 Prozent auf den Aktienkurs des „Opfers“ im Vergleich zum Wert am Tag vor Bekanntwerden der Übernahmeofferte. Bayer zahlte etwa für den Berliner Pharmakonzern Schering einen Aufschlag von 33 Prozent gegenüber dem Kurs einen Tag vor der Offerte. Der Gasehersteller Linde legte für seinen britischen Wettbewerber BOC gar 39 Prozent hin.

Der Deutschlandchef der Investmentbank Goldman Sachs, Alexander Dibelius, sieht dennoch keine Gefahr. Es gebe gravierende Unterschiede zur Übernahmewelle um die Jahrtausendwende, sagte er dem Handelsblatt: „Eine mit dem Jahr 2000 vergleichbare Spekulationsblase sehe ich nicht.“ Heute zum Beispiel wiesen die meisten der übernommenen Firmen Gewinne aus und hätten ein funktionierendes Geschäftsmodell. Auch die Integration der übernommenen Firmen laufe schneller und unkomplizierter ab als früher. „Der Kauf oder Verkauf eines Unternehmens hat den Ruch des Scheiterns verloren“, sagte Dibelius. Es sei heute ganz normal geworden, Firmen zu kaufen und zu verkaufen. tor/som (HB)

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