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Wirtschaft: Die Hitze macht den Unterschied

Von 24 getesteten Produkten schneiden nur drei befriedigend ab

Es geschah vor einigen Jahren fast unbemerkt im Kühlregal. Plötzlich gab es dort Frischmilch, die viel länger haltbar war als früher – ohne gleich eine H-Milch zu sein. Ihr Name: ESL-Milch. ESL steht für „Extended shelf life“ und bedeutet, dass das Produkt eine längere Lebenszeit im Regal hat. Viele Verbraucher fragten sich: Ist das überhaupt noch Frischmilch und leiden Geschmack und Vitamine bei der Haltbarmachung?

Die Stiftung Warentest hat 24 fettarme pasteurisierte Milchsorten getestet. Darunter waren traditionell hergestellte sowie länger haltbare Produkte. Die Tester wählten die fettarme Variante, weil sie von den Verbrauchern am meisten gekauft wird. Der Fettanteil lag jeweils bei 1,5 bis 1,8 Prozent.

Seit die Kennzeichnungsverordnung für Konsummilch 2007 geändert wurde, herrscht bei vielen Kunden Verwirrung, wenn Sie vor dem Kühlregal stehen. Sowohl bei der traditionellen als auch bei der ESL-Milch taucht der Begriff pasteurisiert auf. Dabei ist bei der traditionellen Herstellung eine Kurzzeiterhitzung bis zu 75 Grad gemeint, bei der ESL-Milch können es bis zu 130 Grad sein. Damit der Verbraucher die eine von der anderen unterscheiden kann, haben sich die Hersteller 2009 auf eine Kennzeichnung geeinigt: Auf der ESL-Milch steht „länger haltbar“ auf der anderen Milch steht „traditionell hergestellt“. Dass sich eine hocherhitzte Milch wie die ESL-Milch überhaupt Frischmilch nennen darf, ärgert viele Verbraucher, da sie in der Herstellung der H-Milch ähnelt. Diese wird allerdings noch stärker und für einige Sekunden länger erhitzt.

Die Lebenszeit von Frischmilch kann man noch auf eine weitere Art verlängern, indem sie vor dem Pasteurisieren mikrofiltriert wird. Bei dem relativ neuen Verfahren der Mikrofiltration werden Keime über keramische Membrane, die winzige Poren haben, aus der Milch herausgefiltert. Im Test konkurrieren also drei Gruppen: zwei Typen ESL-Milch und traditionelle Frischmilch.

Für zwei traditionell hergestellte Produkte vergaben die Tester das Gesamturteil „sehr gut“: Für die überwiegend aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg- Vorpommern stammende Landmilch Hansano (85 Cent pro Liter) und die Landmilch von Landliebe (80 Cent), die laut Anbieter überwiegend aus dem Bergischen Land und dem Sauerland stammen soll. Unter den länger haltbaren ESL-Produkten schnitt Tuffi (72 Cent) vom Niederrhein mit „sehr gut“ ab. Beste Bio-Milchprodukte waren Berchtesgadener Land von Demeter (1,15 Euro pro Liter) und Schwarzwälder von Bioland (1,19 Euro).

Im Test stellten die Prüfer nur bei wenigen ESL-Produkten den für H-Milch typischen Kochgeschmack fest – bei der Netto-Milch Gutes Land, bei Milsani von Aldi-Nord und Domspitz. Aber auch die traditionell hergestellte Netto-Milch Das Beste vom Lande wies einen leichten Kochgeschmack auf. Nur befriedigend schnitt dagegen die Bio-Milch dennree von Naturland ab, die nach Angaben der Tester molkig, alt und unrein schmeckte.

Wie jede andere Milch liefert auch die ESL-Milch Eiweiß, Fett und Zucker. Beim Kalzium stellten die Tester im Vergleich zu herkömmlich pasteurisierter Milch keinen Unterschied fest. Jedoch gehen sowohl bei der ESL- als auch bei traditioneller Frischmilch bei der Erhitzung zehn Prozent der Vitamine verloren. vis

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