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Wirtschaft: Die IG Metall entdeckt ihre Mitglieder Strategiewechsel im Betrieb: „besser statt billiger“

Berlin - Mit einem Strategiewechsel will die IG Metall ihre Krise überwinden und den Mitgliederschwund stoppen. „Wir sind schwach, weil wir Mitglieder verlieren“, sagte der nordrhein-westfälische IG-Metall-Chef Detlef Wetzel am Mittwochabend in Berlin.

Berlin - Mit einem Strategiewechsel will die IG Metall ihre Krise überwinden und den Mitgliederschwund stoppen. „Wir sind schwach, weil wir Mitglieder verlieren“, sagte der nordrhein-westfälische IG-Metall-Chef Detlef Wetzel am Mittwochabend in Berlin. Mit der Konzentration auf die Betriebe sei die Gewerkschaft aber in NRW auf gutem Wege, die Trendwende zu schaffen. Im Mittelpunkt der neuen Strategie stehen die Projekte „Tarif aktiv“ und „besser statt billiger“, die beide bei den Arbeitnehmern und Betriebsräten in den Unternehmen ansetzen. „Wir wollen weg von der Stellvertreterpolitik und unsere Mitglieder zu handelnden Subjekten machen“, beschrieb Wetzel das Ziel. Bei „besser statt billiger“ geht es um Alternativen zu einer bloßen Kostensenkungspolitik, also Innovationen, gute Produkte und kundenorientierte Prozesse anstelle von Lohndumping. „Die guten Unternehmen stehen nicht auf billig und sind gegen tarifliche Nachlässe bei den Firmen, die Entwicklungen verpennt haben“, sagte Wetzel.

Die derzeit überall propagierte Politik der Lohnsenkung und/oder Arbeitszeitverlängerung führe dazu, dass „die schlechten Firmen belohnt und die guten bestraft würden“, meinte der Gewerkschaftschef. Die Betriebsräte sollten künftig als „Treiber“ agieren, indem sie in ihren Firmen auf Verbesserungen und Innovationen drängen. Nach Angaben Wetzels beteiligen sich bislang Betriebsräte und IG-Metall-Vertrauensleute aus 100 Firmen an dem „besser-statt-billiger-Projekt“, in drei Jahren sollen es 1000 Betriebe in Nordrhein-Westfalen sein.

Sowohl bei „besser statt billiger“ als auch bei „Tarif aktiv“ gehe es darum, „die Belegschaften zu organisieren und zu mobilisieren“. Da sich die Tarifpolitik zunehmend in die Betriebe verlagere, hätten künftig die gewerkschaftlich gut organisierten Belegschaften auch gute Tarife. Und umgekehrt. Das Ziel der IG Metall sei, „in jedem Betrieb tariffähig zu sein“.

Um Engagement zu fördern, beteiligt die IG Metall ihre Mitglieder mehr als bislang. „Die Mitglieder entscheiden beispielsweise, ob wir in einem Betrieb über Abweichungen vom Tarifvertrag verhandeln oder nicht.“ Zur neuen tarifpolitischen Strategie gehöre auch die Besserstellung der Mitglieder. Die Gewerkschaft hat in knapp 50 Unternehmen entsprechende Regelungen vereinbart. Diese Firmen sind in Schwierigkeiten geraten und haben deshalb mit der IG Metall eine Abweichung vom Tarif vereinbart; dabei geht es meistens um längere Arbeitszeit oder weniger Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Im Rahmen dieser Vereinbarungen erreichte die IG Metall in NRW Vorteile für rund 7000 Mitglieder: Sie bekommen ein bestimmtes Qualifizierungskontingent in Geld oder Zeit, das für die Weiterbildung aufgebraucht wird. Ferner hat die IG Metall in einigen Vereinbarungen erreicht, dass ihren Mitgliedern weniger vom Urlaubs- und Weihnachtsgeld gestrichen wird als den „normalen“ Beschäftigten. Bislang hat diese Politik der Gewerkschaft zusätzliche Mitglieder gebracht.

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