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Wirtschaft: Die IG Metall sucht eine Strategie

Tarifpolitische Konferenz in Mannheim

Berlin - Wohin marschiert die IG Metall? Sie weiß es nicht. Noch nicht. Vielleicht sind die 2,4 Millionen Gewerkschaftsmitglieder am Sonnabend klüger, wenn zum Abschluss der tarifpolitischen Konferenz IG-Metall-Vize Berthold Huber über die „Perspektiven der Tarifpolitik“ referiert. Von Donnerstag an befassen sich in Mannheim ein paar hundert Delegierte mit der Zukunft des Flächentarifs. Erleichterung wird spürbar sein, denn die SPD hat bei der Anbahnung der großen Koalition eine Beschneidung gewerkschaftlicher Rechte verhindert. Auch künftig wird es keine Abweichung vom Tarif ohne Zustimmung der Gewerkschaften geben. Die IG Metall bleibt also im Geschäft. Aber wie?

Ursprünglich wollte die IG Metall auf ihrer Großkonferenz über die Differenzierung des Flächentarifs diskutieren und über Zweistufigkeit, wie sie etwa die Baden-Württemberger befürworten: In der ersten Stufe wird ein Tarif für alle abgeschlossen, auf der zweiten gibt es für die ertragsstarken Firmen eine Vereinbarung über Gewinnbeteiligung. Diese Pläne haben sich überlebt. Die Gegenwart ist geprägt durch immer größer werdenden Standortdruck; die Firmen verlagern Wertschöpfung nach Osteuropa, China und Indien. Oder sie investieren am Heimatstandort – wenn die Beschäftigten länger arbeiten oder auf Geld verzichten. Diese Variante eines Bündnisses für Arbeit hat die IG Metall Anfang 2004 im Rahmen des damals in Pforzheim ausgehandelten Tarifabschlusses erleichtert. Rund 280 der 5000 tarifgebundenen Firmen der Metall- und Elektroindustrie haben inzwischen davon Gebrauch gemacht. Das sind die offiziellen Zahlen. Wie viele Firmen ohne Zustimmung der IG Metall, sondern nur im Einvernehmen mit Betriebsrat und Belegschaft vom Tarif abweichen, weiß niemand.

Im Spannungsfeld zwischen Flächentarif und Betriebspolitik agiert die nordrhein-westfälische IG Metall am eifrigsten. Der dortige Bezirksleiter Detlef Wetzel konzentriert die Kräfte der Organisation auf die Betriebe, in denen die IG Metall stark ist oder gestärkt werden kann. In der Konsequenz, so Wetzels Kalkül, werde dadurch auch der Flächentarif gestärkt. Die Baden-Württemberger präferieren dagegen Differenzierungen im Rahmen des Flächentarifs, andere wiederum glauben, mit flexibleren Arbeitszeiten dem Druck auf die Tarife begegnen zu können. „Wir müssen über die Bezirksgrenzen hinweg eine Strategie hinkriegen“, sagt ein Metaller. „Mehr Klarheit und Miteinander“ seien nötig „anstatt hinter vorgehaltener Hand übereinander zu lästern“. Klarheit gibt es immerhin beim Wunsch nach mehr Geld. Doch das spielt in Mannheim keine Rolle. Die Forderung für die nächste Tarifrunde wird erst im Januar aufgestellt.

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