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Wirtschaft: Die Maxhütte hofft auf einen Neuanfang

SULZBACH-ROSENBERG (tmh).Am bayerischen Stahlstandort Sulzbach-Rosenberg endet am Silvesterabend nicht nur das Jahr 1998.

SULZBACH-ROSENBERG (tmh).Am bayerischen Stahlstandort Sulzbach-Rosenberg endet am Silvesterabend nicht nur das Jahr 1998.Wenige Stunden vor dem Knallen der Sektkorken dürfte der Vergleichsverwalter der dortigen Neue Maxhütte (NMH) GmbH, Jobst Wellensiek, einen Anschlußkonkurs des Traditionsunternehmen verkünden.Aus der Warte der Stahlwerker wären damit die beiden Probleme der Maxhütte gelöst: der Schuldenberg und der 44 Prozent haltende Großaktionär Max Aicher.Mit dem industriellen Führer von Stahl- und Rohrwerk haben sich die Mitarbeiter offenbar unwiderruflich überworfen.Aicher "quetscht die Maxhütte aus wie eine Zitrone", wettert Betriebsratschef Albert Vetter.Vor allem durch dessen Politik sei das Unternehmen wie schon vor elf Jahren in die Zahlungsunfähigkeit geschlittert, was Aicher bestreitet.Verkündet Wellensiek mangels Masse den Anschlußkonkurs, wäre Aicher entmachtet und der Weg frei für einen neuen Investor, spekuliert die Belegschaft.Außerdem wären damit alle Schulden nichtig.So steht die NMH bei Banken mit gut 40 Mill.DM in der Kreide.Das Management spricht ferner von einem "Zahlungsstau" von über 30 Mill.DM.Nicht zuletzt hält auch die EU gegenüber der Maxhütte hartnäckig ihre Hand auf.Vor einigen Jahren hat nämlich der Freistaat Bayern als mit 45 Prozent Anteilen zweiter Großaktionär dem chronisch taumelnden Stahlunternehmen 74 Mill.DM Beihilfen ausgezahlt.Unrechtmäßig sei das geschehen, meint die EU und pocht auf Rückzahlung.Bekräftigt wurde diese Forderung mit der Androhung eines Subventionsstops für Deutschland, falls die Maxhütte-Gelder nicht wieder eingetrieben würden.

"Wenn die Maxhütte in Konkurs geht, ist die Forderung für den neuen Besitzer weg", sagt Wirtschaftsminister Otto Wiesheu über die umstrittene Beihilfe.Fakt ist: Es gibt einen Interessenten für die Maxhütte.Seit Jahren bietet der Stahlunternehmer Jürgen Großmann seinen Einstieg an.Er will die Maxhütte seiner Hamburger Georgsmarienhütte (GMH) Holding angliedern, dämpft jedoch vorsorglich Hoffnungen auf eine Rolle als "Heilsbringer".Zwar würde die zuletzt rund 400 Mill.DM umsetzende Maxhütte gut zur eigenen Stahlgruppe mit gut 1,5 Mrd.DM Umsatz passen, sagt der Sanierer.Wegen der derzeit massiv einbrechenden Stahlkonjunktur sei eine Wiederbelebung der Maxhütte aber nicht einfach.Allein im Umlaufvermögen der Oberpfälzer vermutet Großmann ein Wertberichtigungsvolumen von rund 50 Mill.DM.Dazu komme ein hoher Nachholbedarf an Investitionen.

Erste Gespräche zwischen Großmann und Wellensiek seien fruchtbar gewesen und sollen fortgeführt werden, heißt es.Beide Sanierer kennen sich von den einstigen Übernahmeverhandlungen um die GMH.Wellensiek wäre auch potentieller Konkursverwalter der NMH und könnte dann über Verwertung und Verteilung der Konkursmasse entscheiden.Alles andere als ein Anschlußkonkurs würde an ein Wunder grenzen, urteilte er jüngst.Bei "vernünftigem Management" hat das Traditionswerk eine Zukunft, glaubt zumindest Betriebsrat Vetter stellvertretend für seine 1400 Kollegen.

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