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Führt die Arbeitsagentur und die Asylbehörde Bamf: Frank-Jürgen Weise.

© picture alliance / dpa

Chef der Arbeitsagentur: Die neuen Herausforderungen des Herrn W.

Frank-Jürgen Weise führt seit September die Arbeitsagentur und die Asylbehörde Bamf in Personalunion – kein leichter Job

Offiziell ist es nur sein Zweitjob, doch der nimmt ihn in diesen Tagen voll in Anspruch. Seit Ende September ist Frank-Jürgen Weise nicht mehr nur Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit ihren gut 100 000 Beschäftigten. Der 64-Jährige ist seitdem auch für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) verantwortlich, also die Behörde, die sich um die Bearbeitung von Asylanträgen kümmert. Die Hoffnungen, die auf dem Manager aus Nürnberg ruhen, sind groß: Weise soll dafür sorgen, dass Asylverfahren sich künftig nicht mehr über Monate oder Jahre hinziehen. Jeder Flüchtling, der in Deutschland einen Antrag stellt, soll innerhalb von drei Monaten einen Bescheid bekommen.

Kein Wunder also, dass die monatliche Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten – eigentlich ein Routinetermin – mittlerweile auch zu einem Sachstandsbericht in der Flüchtlingsfrage wird. Als Weise am Dienstag in Nürnberg vor die Presse tritt, hat er nicht nur die Arbeitsmarktstatistiken vom November dabei. Er berichtet auch, dass die Beschleunigung der Asylverfahren erst 2016 richtig wirken werde. Zwar habe das BAMF die Zahl der täglichen Asylentscheidungen zuletzt um 60 Prozent steigern können. Aber im Oktober und November seien auch 30 Prozent mehr Flüchtlinge gekommen als in den Vormonaten. „Das bedeutet in absoluten Zahlen: Der Rückstand ist sogar leicht gestiegen. Aber der Abbau hat begonnen“, berichtet Weise.

Arbeitslosigkeit fällt deutlich

Die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt kommentiert er durchweg positiv: Bundesweit ist die Zahl der Arbeitslosen im November auf 2,63 Millionen zurückgegangen, das entspricht einer Quote von sechs Prozent. Damit waren rund 84 000 Menschen weniger auf Jobsuche als vor einem Jahr. Auch in Berlin sank die Arbeitslosenquote weiter: Zum ersten Mal seit April 1991 wurde wieder die Zehn-Prozent-Marke erreicht. Insgesamt waren in Berlin im November 182 000 Menschen als arbeitssuchend gemeldet.

Keine ganz schlechten Voraussetzungen, um künftig auch Flüchtlingen eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu bieten. Arbeiten zu können, sei zentral für die Integration in Deutschland, betont Weise bei jeder Gelegenheit. Eines kann der oberste Jobvermittler schon jetzt absehen: Viele der Flüchtlinge, die in diesen Tagen beim BAMF Asyl beantragen, werden früher oder später in den Arbeitsagenturen und Jobcentern landen: auf der Suche nach einer Ausbildung, einem Job oder einer Umschulung. Ein geringer Teil von zehn Prozent Hochqualifizierten mit Englischkenntnissen sei schnell zu vermitteln, sagte Weise vor Kurzem. Bei den anderen werde es zum Teil wesentlich länger dauern.

Weise führt neue Instrumente ein

Doch aktuell ist Weises Hauptbaustelle das BAMF. Bei der Neuorganisation der Behörde setzt er auf die gleichen Techniken wie bei der Bundesagentur für Arbeit, zu der er 2002 aus der Privatwirtschaft wechselte. Nach dem Skandal um gefälschte Vermittlungsstatistiken standen die Arbeitsämter damals unter Beschuss. Weise führte Instrumente ein, mit denen sich die Ergebnisse der Arbeitsämter untereinander vergleichen ließen. Und er verlangte mehr Effizienz beim Einsatz der Fördermittel.

Auch beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gehe es nun darum, die Produktivität zu erhöhen, sagte Weise am Dienstag. So soll im nächsten Jahr unter anderem eine „Ankunfts-Karte“ für Flüchtlinge eingeführt werden, auf der zentrale Daten gespeichert werden sollen. Damit soll Doppelarbeit bei der Erfassung vermieden werden. Ende Oktober waren noch mehr als 328 000 Asylanträge unerledigt. In den Erstaufnahmeeinrichtungen der Länder gibt es außerdem zunehmend Flüchtlinge, die noch keinen Antrag stellen konnten, weil immer noch das zuständige Personal fehlt.

Für den Behördenchef bleibt also noch eine Menge zu tun. Doch auch wenn es immer wieder kritische Stimmen aus dem Personalrat des Bamf gebe, sehe er bei vielen Mitarbeitern Unterstützung für seinen Kurs, sagt Weise. „Ich bin nur derjenige, der nach außen das Gesicht ist, wenn es schiefgeht.“

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