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Wirtschaft: Die Nutzungsmöglichkeiten werden erweitert - auf die Berliner Industrieflächen dürfen jetzt auch Speditionen und Kfz-Werkstätten

Die Reform der Berliner Flächenpolitik kommt in Schwung. In der kommenden Woche will der Senat die Modernisierung des so genannten Industrieflächensicherungskonzeptes (ISK) von 1992 beschließen.

Die Reform der Berliner Flächenpolitik kommt in Schwung. In der kommenden Woche will der Senat die Modernisierung des so genannten Industrieflächensicherungskonzeptes (ISK) von 1992 beschließen. Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner sagte am Donnerstag, das Sicherungskonzept sei zu einem "Entwicklungskonzept" umgebaut worden. Die Nutzungsmöglichkeiten auf den nunmehr 17 Flächen mit insgesamt 3300 Hektar würden erweitert. "Außer Handel, Wohnungen und Vergnügen ist künftig alles zulässig", sagte Branoner. Peter Ring von der Beratungsfirma Regioconsult, die die Grundlage für das neue Konzept erarbeitet hat, sprach von einem "Signal für die Industrie". Unter der Entwicklung von Flächen sei insbesondere die "kleinräumige Profilierung" zu verstehen. Als "Orientierungsmerkmale für Unternehmen" sollen dabei in den einzelnen Stadträumen Branchenschwerpunkte gesetzt und "gebietsspezifische Leitbilder" entwickelt werden. Die Politik will dabei Kooperationen von Unternehmen einfädeln. In Tiergarten und Charlottenburg ist dazu ein Pilotprojekt mit EU-Mitteln geplant, das die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftseinrichtungen (z.B. der TU) und benachbarten Firmen fördert. Ferner sollen in den betreffenden Gebieten Ansiedlungsmöglichkeiten für an Kooperationen interessierte Firmen geschaffen werden.

Mit dem Industrieflächensicherungskonzept hatte der Senat 1992 auf die rasant anziehenden Preise für Gewerbeflächen reagiert. Eine Nutzung für Büros, Dienstleistungen, großflächigen Einzelhandel und Wohnen wurde ausgeschlossen, um die Bodenpreise für das verarbeitende Gewerbe niedrig zu halten. Dieses Ziel wurde Branoner zufolge erreicht: Die Quadratmeterpreise seien von rund 500 DM auf heute durchschnittlich 220 DM gesunken. "Eine ähnlich positive Wirkung auf Neuansiedlungen konnte das Konzept jedoch nicht entfalten", räumte Branoner ein. Allerdings ging es den Unternehmen auf den "gesicherten" Flächen weniger schlecht als anderen Berliner Industriebetrieben: Während die ausserhalb liegenden Firmen zwischen 1992 und 1997 rund ein Drittel ihrer Arbeitsplätze abbauten, machte die Stellenstreichung auf den 21 der Industrie vorbehaltenen Flächen "nur" 20 Prozent aus. Als ein konkretes Beispiel für die Wirkung des Sicherungskonzeptes nannte Branoner Neukölln, wo ein Einkaufszentrum verhindert werden konnte, das "die Karl-Marx-Straße kaputtgemacht hätte". Ferner seien "jede Menge Factory-Outlets" blockiert worden, sagte der Senator.

Bei der Überarbeitung des ISK wurden insgesamt 450 Hektar Fläche aus dem Konzept herausgenommen und Flächen in ähnlicher Größenordnung neu aufgenommen. Rausgefallen sind unter anderem der Bereich Landsberger Allee/Rhinstraße in Lichtenberg, für den Handelsnutzungen vorgesehen sind, die Fläche an der Wendenschlossstraße in Köpenick, auf denen Mischnutzungen geplant sind, sowie mehrere Gebiete in Spandau. Als Neuzugänge listet die Senatsverwaltung für Wirtschaft "insbesondere die landeseigenen Wachstumsreserven an der Schönerlinder Straße in Pankow, südlich Bitterfelder Straße in Marzahn, am Nennhauser Damm in Spandau, die ehemalige Kolonie Lüdecke in Tempelhof und die Speerplatte in Charlottenburg" auf. Branoner zufolge ist das neue Konzept so angelegt, "dass auf Veränderungen bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen flexibel reagiert werden kann". Spätestens in fünf Jahren erwartet der Senator eine deutlich anziehende Büroflächennachfrage mit wiederum "zusätzlichem Druck auf die Gewerbeflächen".

alf

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