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Es ist viel los bei der Post.

© dpa

Pakete und Briefe: Die Post ist nicht mehr für die Kunden da

Vor Weihnachten sind die Schlangen bei der Post besonders lang. Auch sonst zeigt der Konzern, dass er vor allem Aktionäre im Blick hat. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ursula Weidenfeld

Hübsch sehen sie aus, die Weihnachtsmarken der Post in diesem Jahr (obwohl: Sind es nicht dieselben wie im vergangenen Dezember?). Auch das Wunschzettelpostamt im brandenburgischen Himmelpfort hat den Betrieb wieder aufgenommen. Alte Damen tragen Nikolauspakete zum Schalter, Postboten liefern die Liebesgrüße der Verwandtschaft. In der Weihnachtszeit, so scheint es, ist die Deutsche Post ganz bei sich. Doch das ist ein Irrtum. Es zeigen sich vor allem die dramatischen Schwächen der Post.

In Bayern entscheidet sich in der kommenden Woche, ob die Zusteller streiken werden. Vielerorts klagen Verbraucher über miserable Zustellung. Die Zahl der Beschwerden bei der Regulierungsbehörde erreicht einen neuen Höchststand, auch im Vergleich zu den Wettbewerbern verliert der Konzern die Zustimmung von Kunden. Und jenseits all dieser Neuigkeiten kann man sich sicher sein: Wenn sich in diesen Tagen irgendwo eine Warteschlange bildet, dann ist am Ende dieser Schlange eine Post.

Das beste Quartal ihrer Geschichte

70 Cent kostet der Standardbrief seit Beginn des Jahres. Für diese Preiserhöhung bekommen die Kunden nicht einmal mehr die gewohnte Qualität. Überraschende Urlaubszeiten oder mehr Geschäft in der Weihnachtszeit: Briefe werden schon mal nicht ausgeliefert, wenn zu viele davon anfallen. Paketbenachrichtigungen werden ohne Klingeln eingeworfen, wenn der Stress zu groß ist. Andere Konzerne nennen das Wachstum. Sie stellen neue Leute ein, arbeiten mit aller Kraft. Bei der Post geht es anders herum: Sie hat zwar gerade das beste Quartal ihrer Geschichte hinter sich. Davon aber profitieren die Aktionäre, die Kunden nicht.

Die Post gilt im Logistikgewerbe immer noch als fairer Arbeitgeber, der seine Mitarbeiter anständig bezahlt. Diese Bedingungen werden auch von den Verbrauchern finanziert. Wenn die Firma ihre Dienstleistungen nicht in stabiler Qualität anbietet, kann sich das bald ändern. Private Wettbewerber haben jetzt angekündigt, dass sie im kommenden Jahr zuerst in Frankfurt am Main und in Rendsburg eigene Briefkästen aufstellen werden.

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