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Wirtschaft: Die Schlammschlacht der Stahlkocher

Die vagen Hoffnungen der Anteilseigner, die Führungskrise der Salzgitter AG werde sich nach dem Rücktritt von Vorstandschef Hans-Joachim Selenz alsbald beilegen lassen, sind geplatzt.Der überraschende Abgang hat die Gräben zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern im Aufsichtsrat erst richtig aufgerissen.

Die vagen Hoffnungen der Anteilseigner, die Führungskrise der Salzgitter AG werde sich nach dem Rücktritt von Vorstandschef Hans-Joachim Selenz alsbald beilegen lassen, sind geplatzt.Der überraschende Abgang hat die Gräben zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern im Aufsichtsrat erst richtig aufgerissen.Was monatelang hinter verschlossenen Türen ausgetragen wurde, findet nun in aller Öffentlichkeit statt: Die Akteure sind zur Schlammschlacht angetreten.Am Montag wird Selenz mit drei Millionen Abfindung in den Ruhestand versetzt.Am Dienstag wird es auf der Hauptversammlung aller Voraussicht nach zum Eklat kommen, wenn der arbeitnehmernahe Aufsichtsratschef Peter Adams die Segel streicht.Das "Gegengeschäft", vor dem jetzt noch gewarnt wird, findet statt: Der schärfste Widersacher des geschaßten Vorstands soll nun selbst in die Wüste geschickt werden.Dafür werden die Mehrheitseigner schon sorgen.Wenn nicht am Dienstag, dann später.Und wenn die Signale nicht trügen, die der Aufsichtsrat aussendet, dann soll in absehbarer Zukunft die komplette Führungsetage des Stahlkonzerns ausgewechselt werden.Ein Weile werden sich die NordLB und das Land Niedersachsen noch streiten, ob es solch drastischer Einschnitte bedarf.Dann wird vollzogen.

Nur eine solche Radikalkur wird helfen.Denn die Zerwürfnisse in den Führungsgremien blockieren den Stahlkocher nicht nur nach innen, sie wirken auch nach außen.Dort weht der rauhe Wind einer unfreundlichen Stahlkonjunktur, dem ein führungsloses Unternehmen nicht lange wird standhalten können.Und es wartet der luxemburgische Stahlkonzern Arbed, mit dem die Niedersachsen im vergangenen Jahr Fusions-Gespräche anfingen, ohne zu ahnen, welchen Sturm sie damit auslösen würden.Arbed wartet nicht lange.Sollte sich die Schlammschlacht in Salzgitter hinziehen, dürften sich die Luxemburger bald nach verläßlicheren Partnern umsehen.Dann drohen die Turbulenzen um den zweitgrößten deutschen Stahlkonzern zu einem wirklichen Fiasko zu werden.Das Unternehmen wird es im Alleingang nicht schaffen.Wer aber wollte noch mit den Niedersachsen gehen und in Salzgitter investieren, wenn der Konzern an die Wand gefahren ist?

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