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Wirtschaft: Die Stimmung ist noch besser als gedacht

Ifo-Geschäftsklimaindex der deutschen Wirtschaft fällt trotz Schuldenkrise überraschend positiv aus

Berlin - Die Schuldenkrise in Europa, die schwache Konjunktur in den USA – das alles kann die deutschen Unternehmen offenbar nicht erschüttern. Das Ifo-Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft hat sich sogar zum ersten Mal seit Februar wieder verbessert. Der Index stieg im Juni überraschend um 0,3 auf 114,5 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag mitteilte. Experten hatten eigentlich mit einem Rückgang des wichtigsten Konjunktur-Barometers gerechnet. „Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem robusten Aufschwung“, kommentierte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn das Ergebnis.

Das Ifo-Geschäftsklima basiert auf rund 7000 monatlichen Meldungen von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes sowie des Groß- und Einzelhandels. Die Unternehmen beurteilen dabei zum einen ihre gegenwärtige Geschäftslage und geben zum anderen ihre Erwartungen für die kommenden sechs Monate an.

Im Juni bewerteten die Unternehmen ihre momentane Geschäftslage deutlich positiver als im Mai, berichtete das Ifo-Institut. Die Lage-Einschätzung erreichte damit den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen seien zwar erneut etwas weniger optimistisch, blieben aber zuversichtlich, hieß es.

Nach dem furiosen Auftakt zum Jahresbeginn rechnen die meisten Experten mit einem Abebben des Aufschwungs, viele glauben, der Höhepunkt sei bereits überschritten. Zudem nehmen die Risiken zu: Die bisher ungelöste Schuldenkrise in der Eurozone, drastische Sparpakete von Handelspartnern, die hohen Rohstoffpreise, vor allem aber das schwache Wachstum der US- Wirtschaft belasten den Ausblick für die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Dennoch trauen ihr Experten für 2011 ein Wachstum von deutlich mehr als drei Prozent zu.

Die Geschäftserwartungen der Firmen sinken bereits den vierten Monat in Folge. Doch eine Trendwende verberge sich dahinter nicht. „Die Unternehmen rechnen mit einer gewissen Normalisierung“, sagte Ifo-Experte Klaus Abberger. „Es sieht weiter sehr gut aus.“ Die Auftragsbücher der meisten Firmen seien prall gefüllt. Noch keine Auswirkung auf die Stimmung habe die Debatte um die Energiewende und den Ausstieg aus der Atomenergie. „Das ist ein eher langfristiger Prozess“, sagte Abberger. Deutschland sei allerdings mittlerweile ein Stromimporteur und kein -exporteur mehr. Das könne künftig auch auf die Energiepreise wirken, doch: „Auch mit importiertem Strom können Firmen arbeiten.“ dpa/vis

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