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Wirtschaft: Die Systems beschwört den Aufschwung

Computermesse schrumpft, aber die Hightech-Branche erwartet wieder steigende Wachstumsraten

München / Berlin (nad/msh). Nach der Talfahrt in der Informations und Telekommunikationsindustrie macht sich die Branche auf der zweitgrößten deutschen Computermesse Systems Mut. „In den Markt ist wieder Bewegung gekommen“, sagte Messechef Klaus Dittrich zum Auftakt der Systems in München. Ein Indiz dafür sei, dass sich in den vergangenen Wochen noch fast 200 Aussteller kurzfristig angemeldet hätten. An der Messe, die bis Freitag dauert, nehmen 1300 Firmen teil. Im Vergleich zum Boomjahr 2000, als noch mehr als 3000 Aussteller zu der Messe strömten, ist das ein heftiger Absturz. Im vergangenen Jahr waren immerhin noch 1600 Firmen gekommen. Von den 15 Messehallen werden in diesem Jahr nur noch acht genutzt.

Das Schlimmste sei überstanden; die Zeichen zeigten wieder nach oben, sagte der bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (CSU) zur Messeeröffnung. Auch der Software-Hersteller Microsoft sieht ein Ende der Krise in der Computerbranche. „Die Talsohle ist durchschritten“, sagte Wolfgang Ebermann, Mitglied der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland. Microsoft führt erstmals in der Unternehmensgeschichte 16 Produkte gleichzeitig auf dem deutschen Markt ein, darunter seine neue Bürosoftware „Microsoft Office System“.

Auch der Branchenverband Bitkom rechnet für das kommende Jahr mit anziehenden Wachstumsraten. Für Deutschland geht Bitkom von einem Marktvolumen von 134 Milliarden Euro aus – ein Plus von 2,2 Prozent im Vergleich zu diesem Jahr. Im Jahr 2005 soll der Umsatz sogar um fünf Prozent steigen. Bitkom-Präsident Willi Berchtold forderte eine breit angelegte Innovationsoffensive in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft als Kernelement der Agenda 2010. „Einen Platz im Mittelfeld können wir uns nicht leisten“, sagte Berchtold. Die Innovationsoffensive könne Deutschland bis 2010 weltweit zum Innovationsstandort Nummer Eins machen. Die Politik forderte Berchtold zu einer Modernisierung des Bildungswesens auf. Dabei müssten die Schulen den Anfang machen. Zudem müssten mehr Ingenieure ausgebildet werden, um langfristig Spitzen- und Hochtechnologien in Deutschland zu entwickeln. Berchtold plädierte dafür, den Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt jährlich um einen halben Prozentpunkt zu erhöhen: „Bei den IT-Investitionen haben wir im Bildungssystem, im Gesundheitswesen und im gesamten öffentlichen Bereich Besorgnis erregende Rückstände.“

Notwendig sei zudem eine zurückhaltende Regulierung, steuerliche Anreize für Forschung und Entwicklung sowie flexible Arbeitsverhältnisse. Der öffentliche Dienst muss nach den Vorstellungen des Bitkom Bürokratie abbauen und verstärkt neue Technologien einsetzen. Die Unternehmen sollten auch in konjunkturell schwierigen Zeiten in die Aus- und Weiterbildung investieren.

Bei der Nutzung von IT-Technologien liegen deutsche Unternehmen zwar weltweit gut im Rennen. Nachholbedarf hat Berchtold zufolge jedoch der Mittelstand. „Viele Mittelständler haben den Weg in Richtung E-Business noch gar nicht angetreten und lassen damit enorme Geschäftspotenziale ungenutzt“, sagte er im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Um überhaupt als Anbieter im Geschäft zu bleiben, müssten sich kleine und mittelständische Unternehmen künftig stärker in die digitalen Systeme ihrer Geschäftspartner und Großabnehmer integrieren.

Der Mittelstand ist – neben den IT-Entscheidern – die wichtigste Zielgruppe auf der diesjährigen Systems. Bereits im vergangenen Jahr waren nach Veranstalterangaben rund 63 Prozent aller Messebesucher aus dem Mittelstand gekommen. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten der Systems gehören in diesem Jahr neben der IT-Sicherheit und per Internet vernetzten Geschäftsprozessen der neue Mobilfunkstandard UMTS und mobile, breitbandige Anwendungen.

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