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Wirtschaft: Die T-Aktie im Sturzflug

Eine befürchtete Gewinnwarnung der Telekom macht die Anleger nervös

Berlin - Die Aktie der Deutschen Telekom ist am Mittwoch aus Sorge vor einer möglichen Gewinnwarnung abgestürzt. Binnen weniger Minuten verlor das Papier gegenüber dem Vortagesschluss 12,8 Prozent und stoppte seinen freien Fall erst bei 9,92 Euro. Damit büßte die Telekom in der Spitze 6,3 Milliarden Euro an Börsenwert ein. Auslöser für den Kurssturz waren wohl Äußerungen von Telekom-Vorstand Timotheus Höttges auf dem Investorentag der Telekom in Bonn. Höttges sagte, der Umsatz im Festnetz werde 2008 voraussichtlich um vier bis sechs Prozent schrumpfen, der Betriebsgewinn sinke wohl sogar um fünf bis acht Prozent. Offenbar befürchtete der Markt daraufhin, dass die Telekom die Prognose für das gesamte Unternehmen senken werde – die Aktie wurde massenhaft verkauft. „Die Märkte sind so nervös, sie strafen alles gnadenlos ab, was nur nach einer Gewinnwarnung riecht“, sagte ein Analyst.

Doch die Gewinnwarnung blieb aus, die Telekom ließ den Ausblick unverändert. „Wir bestätigen die Prognose in vollem Umfang“, sagte ein Sprecher. „Die Aussagen von Höttges sind in der Konzernprognose berücksichtigt.“ Der Kurssturz sei unerklärlich. „Denn es gibt keine neuen schlechten Nachrichten – im Gegenteil.“ Beim bereinigten Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen rechnet die Telekom weiterhin mit einer gegenüber 2007 stabilen Entwicklung.

Im Tagesverlauf kletterte die T-Aktie wieder über die Marke von zehn Euro. Zum Schluss blieb ein Minus von rund sieben Prozent. Die Ankündigungen von Telekom-Vorstand Höttges zum Festnetzgeschäft „waren nicht sehr ermutigend“, sagte Analyst Theo Kitz vom Bankhaus Merck Finck. Die Reaktionen darauf seien dennoch weit übertrieben gewesen, da nichts gesagt worden sei, was nicht schon erwartet worden war. Auf die Nachricht, dass die Telekom kurz davorsteht, einen Milliardenauftrag vom Ölkonzern Royal Dutch Shell zu erhalten, reagierte die Aktie dagegen kaum. Auch nicht auf die Tatsache, dass die Telekom einen neuen Investor hat: Brandes Investment Partners aus Kalifornien habe Anfang März mit Telekom-Anteilen von 3,04 Prozent die unterste meldepflichtige Schwelle überschritten, teilte die Telekom mit.

Seit Jahren verliert das Unternehmen massiv Kunden im traditionellen Festnetzgeschäft. Dem Schrumpfungsprozess will sie mit dem Ausbau von schnellen Internetanschlüssen und einem Sparprogramm entgegenwirken. Nach Einsparungen von 1,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr sollen die Kosten 2008 um eine weitere Milliarde Euro sinken.

Die Telekom rechnet damit, in diesem Jahr erneut 1,7 Millionen bis 1,9 Millionen traditionelle Telefonanschlüsse zu verlieren. Dadurch werde der Marktanteil von jetzt 82 auf dann 75 bis 73 Prozent sinken. Dagegen will die Telekom 1,6 Millionen Breitband-Kunden gewinnen und ihren Marktanteil in dem Segment um mindestens einen Prozentpunkt auf 45 Prozent erhöhen. Im Jahr 2010, so sagte Höttges, erwarte das Unternehmen im Festnetz eine Stabilisierung von Umsatz und Ergebnis.

Der Telekom machen der harte Konkurrenzkampf und die Regulierung zu schaffen. Am Mittwoch legte die für Telekommunikation zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding in Brüssel ihren Marktbericht vor. Es bleibe noch viel zu tun, sagte sie. Der Wettbewerb beim Zugang zum Festnetz sei eingeschränkt, 86,7 Prozent der Kunden in der EU erhielten ihren Anschluss noch immer über die Infrastruktur des etablierten Betreibers. Handlungsbedarf sieht sie weiterhin im Mobilfunk: Reding kündigte an, dass sie die Gebühren, die Mobilfunkanbieter untereinander berechnen, wenn ein Gespräch in einem fremden Netz endet, notfalls per Gesetz drastisch drücken werde. Diese Terminierungsentgelte müssten von jetzt im Durchschnitt 9,67 Cent pro Minute langfristig auf 1 bis 1,5 Cent sinken, damit die tatsächlichen Kosten gerechtfertigt seien, sagte Reding. Die Terminierungsentgelte sind eine wichtige Erlösquelle für die Unternehmen. Sinken sie, können Handygespräche billiger werden.

Auf ihrem Investorentag in Bonn machte die Telekom noch eine weitere Ankündigung: In ihrer kriselnden Geschäftskundensparte T-Systems werden 3000 Stellen gestrichen. Die Arbeitsplätze sollten zum neuen Partner Cognizant nach Indien verlagert werden. Betroffen sind vor allem Anwendungsentwickler.

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