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Wirtschaft: Die Überkapazität heißt Fiat

Von Ursula Weidenfeld Als die Schwester des greisen FiatPatriarchen Gianni Agnelli am Wochenende sagte, Fiat sei kein Privatunternehmen, sondern das wirtschaftliche Erbe aller Italiener, da stimmte ganz Italien zu Tränen gerührt zu. Fiat ist in lebensbedrohlichen Schwierigkeiten.

Von Ursula Weidenfeld

Als die Schwester des greisen FiatPatriarchen Gianni Agnelli am Wochenende sagte, Fiat sei kein Privatunternehmen, sondern das wirtschaftliche Erbe aller Italiener, da stimmte ganz Italien zu Tränen gerührt zu. Fiat ist in lebensbedrohlichen Schwierigkeiten. Es gibt drei Möglichkeiten für die Autosparte der Firma: Entweder sie wird vom amerikanischen Autokonzern General Motors übernommen, der ohnehin schon an Fiat beteiligt ist. Oder aber die italienische Regierung greift wieder einmal ein und sichert den Bestand von Fiat als eigenständiges italienisches Unternehmen. Oder es gibt eine Kombination aus beiden Lösungen. Die Regierung Berlusconi hat offenbar Präferenzen für die dritte Variante. Und stößt mit damit auf große Zustimmung bei ihren Bürgern.

Es wäre falsch, Fiat wieder zu retten und dann einfach weiter wursteln zu lassen: Das Unternehmen produziert zu teuer, viele Modelle entsprechen nicht dem letzten Stand der Technik und zuletzt kauften sogar die Italiener lieber zuverlässigere und preiswertere japanische oder deutsche Autos. Um Fiat zu retten, braucht es mehr als Geld.

Dazu kommt, dass längst nicht ausgemacht ist, ob die italienische Regierung dem Unternehmen überhaupt helfen darf. Weltweit gibt es Überkapazitäten im Autobau. Und gegen Subventionen in Branchen, die ohnehin schon zu viel produzieren, sperrt sich in aller Regel die Europäische Union. Mit gutem Grund: Sonst könnten nämlich die Regierungen den Konkurrenzkampf innerhalb Europas verzerren, in dem sie ihren Unternehmen dann und wann helfen. Es wäre erstaunlich, wenn die EU-Kommission vor diesem Hintergrund wieder einmal frische Staatshilfen für Fiat oder sogar eine staatliche Beteiligung an der Autosparte einfach so durchwinken würde. In dieser Frage hat sich die Kommission schon ziemlich heftig mit den Deutschen zerstritten. Sie hat Beihilfen für Volkswagen und Investitionen von Daimler-Chrysler in den neuen Ländern geprüft – sehr zum Ärger der betroffenen Unternehmen und des Bundeskanzlers. Bei Fiat geht es zwar um eine Rettungsbeihilfe. Doch auch die Erklärung der Agnelli-Familie, nach der Fiat eher dem nationalen Brauchtum als der Volkswirtschaft zuzurechnen ist, wird nicht verhindern, dass Fiat umgekrempelt werden muss. Ein neues Management muss her, neue Produktionstechniken, neue Modelle. Das wird das Unternehmen aus eigener Kraft nicht stemmen können. Am Ende wird es für Fiat das Beste sein, wenn General Motors den Autobauer schluckt.

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