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Wirtschaft: Die Überschüsse des Automobilclubs sinken, eine Beitragserhöhung ist aber nicht in Sicht

"Wirtschaftlich gesehen ist der ADAC noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen." So kommentierte der Präsident des Automobilclubs, Otto Flimm, am Dienstag in München den deutlichen Gewinnrückgang des Vereins.

"Wirtschaftlich gesehen ist der ADAC noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen." So kommentierte der Präsident des Automobilclubs, Otto Flimm, am Dienstag in München den deutlichen Gewinnrückgang des Vereins. Im vergangenen Jahr sanken die Gewinne um drei Viertel auf knapp 27 Mill. DM. Für das Jahr 2000 rechnet Flimm nur noch mit einem ausgeglichenen Ergebnis. Spätestens danach müsse in die knapp 313 Mill. DM umfassenden Rücklagen gegriffen werden.

Eine Erhöhung des seit 1992 konstanten Mitgliedsbeitrags schloss Flimm zumindest für die Dauer seiner 2001 endenden Präsidentschaft aus. Auch an den rund 100 Leistungen, die der Club seinen Autofahrern bietet, gebe es keine Abstriche. Im Gegenteil: Die enorm steigenden Kosten für den Service hätten überhaupt erst zum jüngsten Gewinnschwund geführt.

Dennoch werde der ADAC die kommenden mageren Jahre "ohne grundlegende Änderungen" überstehen, schätzte Flimm. Einem Börsengang der Wirtschaftstöchter des Clubs, die Versicherungen, Bücher, Zeitschriften und Reisen vertreiben, erteilte er eine Absage. Der ADAC sei und bleibe ein Verein, der wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt werde. Große Potentiale und Synergieeffekte sehe er dagegen im AA Europe, dem jüngsten Zusammenschluss von acht europäischen Automobilclubs. Für organisierte Autofahrer soll dieses acht Wochen alte Bündnis einheitliche Mindeststandards für die Leistungen der jeweiligen Clubs garantieren sowie Vergünstigungen in Hotels und Restaurants, beim Automieten oder beim Kauf von Kfz-Produkten bringen. Im Bereich Telematik will der ADAC künftig mit Kfz-Herstellern kooperieren, um über entsprechende, in Neuwagen installierte Geräte und per Satellit ein Hilfsangebot zur Verfügung zu stellen. Mit derartigen "Notrufsäulen im Auto" will der Club eine Alternative zum bestehenden Notrufsystem an Bundesautobahnen schaffen, das vor kurzem von der Versicherungswirtschaft übernommen wurde.

Auf einem anderen Gebiet schlug sich die Rivalität mit der Assekuranz im Vorjahr zum Vorteil des Clubs nieder. Die Zahl der ADAC-Schutzbriefversicherungen stieg 1998 trotz der Einführung von Billigpolicen durch deutsche Versicherer um acht Prozent auf über sechs Mill. Verträge. Bei der Suche nach neuen Partnern für die Vermittlung von Kfz-Versicherungen ist der Club mittlerweile fündig geworden und kooperiert künftig mit der Berlin-Kölnischen Versicherung, dem Deutschen Ring und dem Deutschen Herold. ADAC-Mitgliedern, die - so der ADAC - statistisch gesehen bessere Autofahrer seien, soll das Rabatte bis zu 15 Prozent bringen.

Von den Ertragsproblemen des Vereins war bei seinen Wirtschaftstöchtern im Vorjahr nichts zu spüren. In der ADAC-Beteiligungs- und Wirtschaftsdienst GmbH wuchsen die Umsätze bei einem Jahresüberschuss von 38,7 (Vorjahr 36,0) Mill. DM über alle Sparten 1998 auf 1,35 (1,15) Mrd. DM. Insgesamt verfüge der ADAC über ein Vermögen von 2,7 Mrd. DM, sagte Finanzchef Terboven. Im Verein legten die Beitragseinnahmen um gut ein Prozent auf 913 Mill. DM zu. Grund dafür war eine 1998 erneut um gut 200 000 auf knapp 13,9 Millionen Autofahrer steigende Mitgliederzahl. Auch dieses Jahr soll diese Wachstumsrate anhalten. Im Juni waren bereits gut 14 Millionen Autobesitzer ADAC-Mitglied, freute sich Flimm.

tmh

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