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Wirtschaft: Die Unternehmen sind bester Stimmung

Die Firmen freuen sich über eine gute Geschäftslage. Das Weltwirtschaftsforum lobt den Standort

Berlin - Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland ist robuster als erwartet. Die Unternehmen beurteilen ihre wirtschaftliche Lage so gut wie seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr. Das zeigt der Geschäftsklima-Index des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo). In den kommenden Monaten erwarten die Unternehmen aber einen Dämpfer. Insgesamt blieb der Geschäftsklima-Index für September, den das Institut am Dienstag in München vorstellte, mit 104,9 Punkten nahezu stabil – im August hatte er bei 105,0 Punkten gelegen. Analysten hatten mit einem stärkeren Rückgang im September gerechnet.

Vor allem in der Industrie und im Einzelhandel hellte sich die Stimmung weiter auf. Im Baugewerbe schauen die Firmen dagegen pessimistischer in die Zukunft. Die Konjunktur entwickle sich weiter robust, sagte Ifo- Experte Klaus Abberger. „Aber für Anfang nächsten Jahres rechnen wir mit einem Dämpfer.“ Die zum 1. Januar anstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer lasse die Skepsis der Unternehmen wachsen, erläuterte der Konjunkturforscher. „Man sollte aber nicht den Schluss ziehen, ein Dämpfer sei schon das Ende des Aufschwungs.“

Michael Heise, Chefvolkswirt bei Allianz und Dresdner Bank, geht zwar ebenfalls von einem Dämpfer durch die Mehrwertsteuererhöhung aus. Dieser könnte aber geringer ausfallen als ursprünglich erwartet. „Die Bedingungen für einen langfristigen Aufschwung sind gut“, sagte Heise dem Tagesspiegel. Die langfristigen Zinsen seien ebenso wie die Rohstoffpreise im Sinken begriffen. „Der Rückgang des Ölpreises könnte die Auswirkung der Mehrwertsteuererhöhung zu einem großen Teil kompensieren“, sagte Heise. Er erwartet, dass der Ölpreis, der in den vergangen Tagen unter die Marke von 60 Dollar pro Barrel (159 Liter) gefallen war, weiter zurückgeht und bis 2007 auf 50 Dollar sinkt. Die Bank denke darüber nach, ihre Wachstumsprognose für 2007 anzuheben. Bisher geht die Bank von 1,2 Prozent Wirtschaftswachstum aus. „Ohne die Mehrwertsteuererhöhung wären es 1,7 Prozent“, sagte Heise. „Bei weiter günstigen Bedingungen ist diese Zahl sicher nicht aus der Welt.“

Gute Nachrichten für die deutsche Wirtschaft lieferte auch das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum). In seiner am Mittwoch veröffentlichten Rangliste der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften liegt Deutschland auf dem achten Platz von 125 Ländern. Ein kleiner Abstieg auf hohem Niveau – 2005 hatte Deutschland noch Platz sechs erreicht. Auf Platz eins landete in diesem Jahr die Schweiz vor Finnland und Schweden.

„In Deutschland passieren eine Reihe guter Dinge“, sagte Augusto Lopez-Claros, Chefökonom des Weltwirtschaftsforums, dem Tagesspiegel. Das institutionelle Umfeld sei ausgezeichnet, die Arbeitskräfte gut ausgebildet und viele Unternehmen weltweit agierende „Global Player“. Große Probleme seien das Haushaltsdefizit und der unflexible Arbeitsmarkt. „Wenn Deutschland diese beiden Probleme in den Griff bekommt, kann es wieder so wettbewerbsfähig werden wie in den goldenen Zeiten der 80er Jahre“, sagte Lopez-Claros.

Die Lohnkosten, die von Kritikern in Deutschland oft als größter Standortnachteil betrachtet werden, machen Lopez- Claros keine Sorgen. „Die Löhne sind nicht das Problem“, sagte der Chefökonom. „Deutschland konkurriert nicht über die Höhe der Löhne, das machen China oder Indien.“ Auch hohe Steuern schadeten der Wettbewerbsfähigkeit kaum. Die skandinavischen Staaten, die alle hohe Steuerbelastungen aufweisen, rangieren an der Spitze des Rankings. „Sie setzen die Steuereinnahmen am sinnvollsten ein“, erklärte Lopez-Claros. Deutschland müsse seine Ausgabenstruktur hingegen überprüfen. Subventionen wie die Pendlerpauschale seien „nicht nachvollziehbar“. Auch die Agrarsubventionen müssten überdacht werden.

Stefan Kaiser

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