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Wirtschaft: Die USA starten neu

EDITORIALS In der vergangenen Woche gab es plötzlich eine Flut von Fusionen. Das dürfte einiges über die Lage der USWirtschaft aussagen.

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In der vergangenen Woche gab es plötzlich eine Flut von Fusionen. Das dürfte einiges über die Lage der USWirtschaft aussagen. Lassen die Unternehmenszusammenschlüsse auf eine Rückkehr der „Animal Spirits“, also auf eine Wiederbelebung der Wirtschaft, schließen? Der Wirtschaftstheoretiker Keynes benutzte diesen Ausdruck, um die Risikobereitschaft und Vitalität der Wirtschaftsakteure zu beschreiben. Risikobereitschaft und Vitalität sind Voraussetzungen für Wirtschaftswachstum. In den vergangenen drei Jahren war der amerikanische Verbraucher der Held der Wirtschaft.

Aber keine Wirtschaft kommt wirklich in Fahrt, bevor Unternehmen nicht wieder investieren und Risiken eingehen. Ein Anzeichen für das neu erwachte Leben ist, dass Unternehmen wieder fusionieren. Die drittgrößte Bankengruppe der USA, die Bank of America, will für 43 Milliarden Euro den Konkurrenten Fleet Boston Financial, bisher Nummer sieben in den Vereinigten Staaten, übernehmen. Kurz zuvor hatte die Krankenversicherung Anthem angekündigt, mit dem Rivalen Wellpoint für 16 Milliarden Dollar zum größten amerikanischen Gesundheitsversicherer zu fusionieren. Es ist ungewiss, ob sich die Übernahmen auszahlen. Wenn man nach dem anfänglichen Kursverfall der Bank of America geht, sehen die Finanzmärkte den Deal mit Skepsis. Doch unabhängig davon bringen die beiden Übernahmen etwas Grundsätzliches zum Ausdruck: Dass die Unternehmen sich zutrauen, Effizienzgewinne zu stemmen und dass sie mit einem Wirtschaftswachstum rechnen.

Ein Grund für die derzeitige Fusionswelle ist, dass der Börsenaufschwung Übernahmen durch einen Aktientausch sehr viel attraktiver macht. Genau darauf läuft das Übernahmeangebot der Bank of America nämlich hinaus. Und die Kurse sind fest genug, dass sogar schon wieder über Börsengänge großer Unternehmen spekuliert wird - unter anderem der Internetsuchmaschine Google. Offensichtlich kann man mit dem Web trotz Dot.com-Pleiten noch Geld verdienen. Es ist sehr ermutigend, dass zumindest ein Teil der „Animal Spirits“ wieder reaktiviert sind. Seit das Börsenhoch der 90er Jahre erstmals Anfang 2000 ins Trudeln geriet und Fusionspläne reihenweise auf Eis gelegt wurden, war es eine lange, harte Plackerei.

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