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Wirtschaft: „Die Welt liebt Berlin“

2017 könnten 30 Millionen Touristen im Jahr die Hauptstadt besuchen.

Von Carla Neuhaus

Berlin - Am liebsten, sagt Burkhard Kieker, seien ihm die Serientäter, diejenigen, die immer wieder kommen. Ausnahmsweise geht es an diesem Donnerstagabend aber nicht um die Kriminellen auf Berlins Straßen, sondern um die Menschen, die jedes Jahr gut zehn Milliarden Euro in die Stadt bringen: die Touristen. „Die Welt liebt Berlin“, sagt der Geschäftsführer des Tourismusverbands Visit Berlin und seine Sitznachbarn nicken. Allen voran Willy Weiland, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Berlin. Gemeinsam sprechen sie, auf Einladung des Verbands Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI), über die Entwicklung der Tourismusbranche.

Gut 125 000 Hotelbetten hat die Stadt derzeit und es kommen ständig neue hinzu. „Vor drei Jahren hätte ich noch gesagt, die bekommen wir niemals voll“, gibt Weiland offen zu. Heute sei er zufrieden. Die Auslastung liege bei 70 Prozent und die Zimmerpreise seien allein in diesem Jahr um gut zehn Prozent gestiegen. „Man kann tagsüber Hochkultur genießen und abends in den Club feiern gehen“, versucht Kieker zu erklären, warum so viele Touristen Urlaub in der Hauptstadt machen. Seine Prognose: Bis 2017 könnte die Zahl der jährlichen Besucher sogar noch um weitere zehn auf 30 Millionen steigen. Von einem solchen Ansturm könne die Stadt profitieren, sie müsse sich aber auch darauf vorbereiten. Vor allem dürften sich die Touristen nicht zu stark an einzelnen Orten wie der Museumsinsel tummeln. Einer von Kiekers Vorschlägen, um das zu ändern: das Dach des Tempelhofer Flughafengebäudes ausbauen. „Ich kann mir da so einiges vorstellen, von einer Tangobühne bis zu einer Stadtfarm“, sagt er.

Lufthansa-Manager Thomas Kropp hat da ganz andere Wünsche: zum Beispiel mehr Reisende, die erster Klasse nach Berlin fliegen. „Die Leute übernachten in Luxushotels und essen in Luxusrestaurants, aber sie fliegen in der EconomyClass“, beschreibt er die Hauptstadt-Touristen. Auch denkt er mit Skepsis an die kommenden Monate: „Wir müssen jetzt erst einmal den Winter überstehen“, sagt er. Zwar sei er stolz, dass die Lufthansa trotz Verschiebung der Eröffnung des Großflughafens einen vernünftigen Sommerflugplan auf die Beine gestellt hätten. „Aber ob Tegel diese Mengen an Fluggästen auch bei Eis und Schnee schafft, muss sich erst noch zeigen.“ Kieker sieht das BER-Debakel da weitaus gelassener. „Das ist zwar irre ärgerlich“, meint er, „aber im Ausland interessiert die Terminverschiebung keinen.“ Carla Neuhaus

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