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Wirtschaft: Die Wirtschaft freut sich auf das neue Jahr

Verbände sagen steigendes Wachstum und ein Ende des Stellenabbaus voraus / Arbeitgeber warnen aber vor hohen Tarifforderungen

Berlin - Die deutsche Wirtschaft geht überwiegend zuversichtlich ins neue Jahr. Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) sprach am Montag von vollen Auftragsbüchern, der deutsche Maschinenbau will 2006 den jahrelangen Stellenabbau stoppen, und auch die mittelständische Wirtschaft sieht sich auf dem Weg nach oben. Nur die Pharmaindustrie goss am Montag Wasser in den Wein. Der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller warnte angesichts des Sparkurses im Gesundheitswesen vor einem Jahr der Stagnation. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt appellierte unterdessen an die Gewerkschaften, bei den Tarifverhandlungen Maß zu halten. Die von der IG Metall ins Auge gefasste Lohnforderung von fünf Prozent sei ein „falsches Signal für den Wirtschafts- und Beschäftigungsstandort Deutschland“, sagte Hundt dem Kölner „Express“.

Dagegen verbreiteten zahlreiche Wirtschaftsverbände Optimismus. „Die Konjunktur gewinnt unübersehbar an Fahrt“, sagte der Hauptgeschäftsführer des BDI, Ludolf Georg von Wartenberg, der „Neuen Rhein/Neue Ruhr Zeitung“. Die Industrieproduktion werde 2006 um drei Prozent zulegen und damit deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft mit schätzungsweise 1,7 Prozent. Neben dem Exportwachstum liege das auch an den besseren steuerlichen Rahmenbedingungen und der Fußball-Weltmeisterschaft.

Der deutsche Maschinenbau will 2006 den jahrelangen Stellenabbau beenden, wird aber keine neuen Stellen schaffen. „Die Beschäftigungslage hat sich stabilisiert“, sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Dieter Brucklacher. Nach dem Boomjahr 2005 mit einem realen Produktionsplus von vier Prozent rechnet die mittelständisch geprägte Branche 2006 nur mit einem halb so großen Plus von zwei Prozent. „Wir gehen verhalten optimistisch ins neue Jahr“, sagte der Verbandspräsident. Es wäre aber das dritte Wachstumsjahr in Folge. Trotz des Wachstums fallen jährlich in der deutschen Schlüsselbranche zwei bis drei Prozent der Arbeitsplätze durch Rationalisierungen weg. 2005 haben die Maschinenbauer trotz des neuerlichen Produktionsrekords die Mitarbeiterzahl um rund 5000 auf 858 000 reduziert – vor zehn Jahren hatte die Branche noch 965 000 Beschäftigte. Viele Unternehmen hätten in diesem Jahr die vollen Auftragsbücher mit Leiharbeit, Arbeitszeitkonten und Überstunden abgearbeitet, betonte VDMA-Präsident Brucklacher.

Im Mittelstand insgesamt wird im nächsten Jahr der Personalabbau gebremst. Das ergab die „Konjunkturumfrage 2006“, die der Bundesverband der Selbstständigen (BDS) am Montag veröffentlichte. Zwar würden die Investitionen auch im kommenden Halbjahr weiter zurückgehen, allerdings weniger stark als im vergangenen Jahr. „Die Lage ist besser geworden, die Konjunkturerholung setzt sich auch für kleine und mittelständischeUnternehmen fort“, erklärte BDS-Präsident Rolf Kurz. Nachdem die Mittelständler vor einem Jahr die Lage „gedämpft optimistisch“ einschätzten, gebe die aktuelle Analyse eine bessere Grundstimmung wider. Wegen der restriktiven Kreditvergabe der Banken warnte der Kreditversicherer Euler Hermes jedoch vor steigenden Insolvenzen (siehe nebenstehenden Artikel). Tsp

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