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Wirtschaft: Dieselfilter kommen zu spät

Automobilindustrie gibt den Zulieferern die Schuld/Kunden halten sich beim Wagenkauf zurück

Berlin - Die Debatte um Fahrverbote wegen der Luftbelastung mit Feinstaub setzt die deutschen Autohersteller immer stärker unter Druck. Die Käufer sind verunsichert und zögern beim Kauf eines neuen Dieselfahrzeugs. Doch viele Hersteller sind noch nicht in der Lage, Rußpartikelfilter für alle Modelle anzubieten. Lediglich Daimler-Chrysler kündigte den serienmäßigen Einbau von Filtern in alle Mercedes-Dieselautos ab Mitte 2005 an. BMW will zwar noch in diesem Jahr weitere Modelle mit Filter anbieten, aber beim Geländewagen X5 „steht das noch ein bisschen in den Sternen“, sagte ein BMW-Sprecher. Auch beim ganz neuen Dreier gibt es den Filter nur für einen Aufpreis von 580 Euro.

„Die Hersteller sind nicht optimal vorbereitet“, sagt Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen dem Tagesspiegel. Dabei werden Dieselfahrzeuge immer wichtiger für die Branche. Ihr Marktanteil an den Neuzulassungen ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen und liegt inzwischen bei nahezu 50 Prozent. Dudenhöffer erwartet, dass sich dieser Trend auch wegen des hohen Benzinpreises fortsetzen wird: „Diesel ist effizienter und preiswerter.“ Derzeit hielten sich die Kunden jedoch zurück. „Der Kauf von etwa 30000 Fahrzeugen wird in den nächsten Monaten aufgeschoben“, schätzt der Autoexperte. Die Verbraucher seien verunsichert, was von Seiten der Politik auf sie zukomme. „Die Diskussion um den Feinstaub wirft den Markt zurück“, sagt Dudenhöffer. So sieht das auch Willi Diez, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen. „Das ist kein gutes Signal für die Automobilkonjunktur“, sagte Diez dem Tagesspiegel. „Die Politik muss schnell entscheiden. Jeder Monat ist ein verlorener Monat für die Branche.“ Diez sieht aber auch die Autobauer in der Pflicht. „Wenn die Hersteller die Filter serienmäßig anbieten würden, würde das dem Markt sicher neue Impulse geben.“ Dabei könnten die Hersteller für Fahrzeuge mit Filtern nicht „viel mehr verlangen“ als für Autos ohne Filter. „Preiserhöhungen sind in der Branche ein Tabuthema.“

Bei Mercedes wollte man sich nicht festlegen, zu welchem Preis die Autos mit Filter künftig zu haben sein werden. Ein Sprecher sagte, „zum Nulltarif wird es das nicht geben“. Bei Audi will man bis Ende 2005 alle Modelle mit Filtern ausstatten. Noch ist die Technik nur gegen Aufpreis (690 Euro) bei den Modellen A4, A6 und A8 zu haben. In Branchenkreisen hieß es, Audi plane für einige Modelle in nächster Zeit auch eine serienmäßige Ausstattung mit Filtern. VW und Ford hängen dagegen hinterher. Sie bieten nur wenige Modelle mit Filtern an und verweisen auf die Frist bis 2008. Dann – so eine Selbstverpflichtung der Hersteller – sollen alle Dieselautos mit Rußfiltern ausgestattet sein.

Derzeit gebe es aber noch nicht genügend Filter auf dem Markt, um alle Modelle damit auszurüsten, sagte ein VW-Sprecher. „Wir können das Angebot im Moment nicht weiter ausdehnen, das ist ausgereizt.“ Auch bei BMW heißt es, die Zulieferer könnten zurzeit nicht genug Rußpartikelfilter produzieren: „Wir kriegen nicht so viele ans Band, wie wir bräuchten.“ Zulieferer Bosch will ab 2006 Partikelfilter in Serie produzieren und plant langfristig eine Kapazität von einer Million Filtern pro Jahr.

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