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Kollege Roboter: Viele Jobs werden künftig von Maschinen erledigt.

© dpa

Digitales Leben: Nach dem Abendbrot weiter arbeiten

Digitalisierung ist keine Naturgewalt. Die Politik muss sie gestalten. Das zeigen die Cyberattacken auf die Telekom und das Weißbuch zur Arbeit. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Heike Jahberg

Die Zukunft ist längst Gegenwart. Autos, die ohne Fahrer unterwegs sind? Roboter, die aussehen wie Menschen? Flugzeuge aus dem 3-D-Drucker? Gibt es alles. Künstliche Intelligenz oder das autonome Fahren sind spektakuläre Beispiele für den technischen Fortschritt, den wir erleben. Die Digitalisierung fegt über die Welt hinweg wie eine riesige Welle. Sie verändert unser Arbeiten, unser Leben, unser Denken. Schon heute. Ein Leben ohne Internet kann sich wohl kaum noch jemand vorstellen. Wir surfen, wir shoppen, wir arbeiten online oder laden Kochrezepte aus dem Internet herunter. Immer mehr Menschen erledigen ihre Bankgeschäfte per Smartphone, die technische Avantgarde steuert ihr Zuhause per App. Das ist bequem. Solange alles nach Plan läuft. Aber wehe, wenn nicht.

Was ist, wenn Hacker nicht die Telekom knacken, sondern das Stromnetz?

Das haben 900 000 Telekom-Kunden in den vergangenen Tagen am eigenen Leib erleben müssen. Ein Hackerangriff hat gereicht, um sie lahmzulegen. Ein Vorgeschmack auf das, was droht: Was ist, wenn Hacker es schaffen, das Strom- oder Gasnetz zu knacken oder die öffentlichen Verkehrssysteme zu sabotieren? Der Fall Telekom zeigt, wie angreifbar Deutschland ist, selbst Großunternehmen. Von kleinen und mittleren Firmen ganz zu schweigen. Und die Gefahr wächst. Je digitaler das Leben wird, desto mehr Angriffspunkte haben Hacker, Cyberkriminelle, Saboteure und Erpresser. Was gestern der Bankraub, ist heute der Datendiebstahl.

Angela Merkel spricht von einem "disruptiven Moment"

Von einem „disruptiven Moment“ spricht Angela Merkel. Die Bundeskanzlern, die 2013 in einem ihrer eher peinlicheren Momente das Internet als Neuland bezeichnet hatte, hat dazugelernt. Und zwar gewaltig. Sie versteht, dass die Digitalisierung die Gesellschaft radikal umkrempeln wird.

Wird die Arbeit besser?

Das bekommen auch die Arbeitnehmer zu spüren. Einige werden sich neue Jobs suchen müssen, weil Roboter ihre Arbeit machen. Und auch die, die ihre Jobs behalten, müssen umdenken. Lebenslanges Lernen, Weiterbildung, Schritt halten mit dem technischen Wandel, daran kommt niemand vorbei. Das weiß auch Arbeitsministerin Andrea Nahles. In ihrem neuen Weißbuch macht sie sich Gedanken über die Arbeit der Zukunft. Wird die besser? Das ist offen. Eines aber steht fest: Viele von uns werden anders arbeiten.

Nach dem Abendbrot an den Computer

Menschen in Bürojobs werden häufiger von zu Hause aus arbeiten. Für viele ist das eine attraktive Vorstellung, vor allem für Menschen mit Familie. Väter und Mütter können ihre Kinder von der Schule holen und setzen sich nach dem Abendessen noch an den Computer, um Liegengebliebenes zu erledigen. Eine Idee, die auch die Arbeitgeber gut finden. Kein Wunder. Je mehr Flexibilität, desto besser für sie. Die Verlierer sind die Beschäftigten. Wer niemals Feierabend hat, wer stets erreichbar ist, arbeitet zu viel und wird krank. Auch die neue Arbeitswelt braucht daher Regeln.

Gestalten, nicht staunen

Die Digitalisierung hält niemand auf. Aber sie ist keine Naturgewalt. Man kann und muss sie gestalten. Die Politik und die Behörden müssen verbindliche Sicherheitsstandards für Netze, Unternehmen und das Internet der Dinge aufstellen. Gewerkschaften und Betriebsräte müssen dafür sorgen, dass Flexibilität im Betrieb nicht nur den Arbeitgebern nutzt. Und dass die, die nicht mehr mithalten wollen oder können, aussteigen können.

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