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Wirtschaft: DIW: Lohnsenkung in der EU schädlich

BERLIN (Tsp).Die Regierungen in Euroland können die Arbeitslosigkeit nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) mit Lohnsenkungen nicht wirkungsvoll bekämpfen.

BERLIN (Tsp).Die Regierungen in Euroland können die Arbeitslosigkeit nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) mit Lohnsenkungen nicht wirkungsvoll bekämpfen.Zwar böten Lohnsenkungen für einzelne Länder kurzfristig bessere Wettbewerbsbedingungen, schreiben die Autoren der am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Studie.Langfristig aber werde ein unheilvoller Lohnsenkungswettbewerb ausgelöst.

In der Europäischen Währungsunion (EWU) sei die Lohnpolitik der Länder entscheidend für ihre Wettbewerbsfähigkeit, heißt es weiter.Trotz der gemeinsamen Währung würden die Löhne national ausgehandelt.Inflation und Lohnkosten jedoch könnten nicht mehr beliebig voneinander abweichen: Sonst käme es zu einem ökonomischen Ungleichgewicht - und die EWU verlöre an Akzeptanz.Darum bestehe für die Länder ein gewisser Zwang, ihre Löhne anzugleichen.Wer argumentierte, daß Länder mit hohen Reallöhnen sollten diese senken sollten, um konkurrenzfähiger zu werden, denke dennoch zu kurz, schreiben die Autoren.So würden auf den Weltmärkten höhere Exporte erzielt, was auch zu einem größeren Wirtschaftswachstum führen würde.Dadurch könne man die Arbeitslosigkeit bekämpfen.Länder wie Deutschland könnten damit aber nur kurzfristig ihre Exporte steigern.Schließlich sei wahrscheinlich, daß andere EWU-Länder ähnlich reagierten.Eine Konkurrenz um niedrige Reallöhne wäre die Folge."Ein Konvergenzprozeß zwischen den Volkswirtschaften käme nicht in Gang", meinen die Berliner Ökonomen.

Stattdessen sollten Löhne primär an der Produktivität ausgerichtet werden.Dabei werde die Wettbewerbsfähigkeit der EWU-Teilnehmer nicht gefährdet, und die Zuwächse bei den Lohnstückkosten glichen sich an.Auch könnten so nationale Besonderheiten wie soziale Sicherungssysteme oder die öffentliche Infrastruktur berücksichtigt werden.Das DIW spricht sich nicht für "jede Art von Wettbewerb" aus.Ein höheres Wachstum sei nur möglich, wenn Wettbewerb einen "unternehmerischen Charakter" habe.Demnach muß er sich auf neue Technik, neue Verfahren und neue Produkte beschränken, um Wettbewerbsvorteile für Unternehmen zu schaffen."Diese Art von Wettbewerb erzeugt Wachstum durch ökonomische Kreativität." Im Gegensatz dazu stehe jener Wettbewerb, der Beschäftigung durch Lohnsenkungen, den Abbau von Sozialleistungen oder Steuern schaffen will.Dies könne aber nur aus Sicht einzelner Länder erfolgversprechend sein.Fazit der Studie: "Daraus eröffnen sich keine zusätzlichen wirtschaftlichen Möglichkeiten, sondern bestenfalls ein Nullsummenspiel, bei dem der verliert, der bei dieser Art von Kostensenkungswettlauf zurückbleibt."

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