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Wirtschaft: Döner Kebab

Zwei Euro in Berlin, vier in Hessen: Kann das gesund sein?

PREIS DER WOCHE

Wie gut ist der Berliner Döner? Zweifel an seiner Güte kommen auf, weil er in Berlin viel billiger ist als anderswo in Deutschland. Für die drei bis vier Euro, die ein Döner in Frankfurt (Main) kostet, gibt es in Berlin zwei. Leidet die Qualität? Experten aus bundesdeutschen Metropolen streiten sich: „Die Konkurrenz ist so stark, in Berlin kann es sich keiner leisten, schlechte Qualität zu liefern“, sagt Ismael Özdemir, Gesellschafter beim Berliner Dönerspießproduzenten Özdemir GmbH. Dem entgegnet Erol Temtek, Geschäftsführer vom Pascha Döner Kebab Haus in Frankfurt: „Die Qualität in Berlin muss schlecht sein – bei dem Preis.“

Zu rechnen scheint sich das Dönergeschäft in Berlin wirklich nicht: Ein Kilo Spießfleisch, das wichtigste am Döner, kostet etwa fünf Euro. Damit lassen sich sieben Brottaschen befüllen, macht also etwa 70 Cent fürs Fleisch. Ein Fladenbrot kostet 50 Cent, also 12,5 Cent für einen Viertel Fladen. Tomaten, Gurken, Salat, Zwiebeln, Rotkraut und Soßen müssen auch noch rein. Deren Preis schwankt zwar täglich, aber für 20 Cent mindestens dürfte Grünzeug zwischen den Brothälften verschwinden. Macht mehr als einen Euro allein für die Zutaten. Kosten für Energie, Miete, Versicherungen und Löhne kommen auch noch dazu.

So kann – bei einem Verkaufspreis von zwei Euro – keiner reich werden. Zum Glück schnitzelt Erol Temtek im gemütlichen Hessen an der Fleischsäule. Denn die Konkurrenz in Berlin ist härter als irgendwo sonst in Deutschland. Hier gibt es laut Özdemir mehr als 1600 Dönerbuden, die von 35 Spießproduzenten beliefert werden. In Frankfurt machten nur eine Hand voll Dönerfleischhersteller den Preis unter sich aus und und auch die Dönerstuben lieferten sich nicht so einen gnadenlosen Preiskampf. Aber: Sinkt oder steigt dabei die Qualität?

„Beides ist richtig“, sagt Heiko Bornemann, Leiter der Lebensmittelaufsicht im Bezirksamt Berlin-Neukölln. „1989 wurden in Berlin die ersten Lebensmittelvorschriften für Dönerfleisch gemacht. Und die Einhaltung wird regelmäßig kontrolliert.“ Demnach darf der Döner Kebab, was übersetzt „drehendes Fleisch“ heißt, nur aus Rind, Kalb oder Schaf bestehen, wobei die einzelnen Sorten nicht gemischt werden dürfen. Nicht mehr als 60 Prozent sollen gehackt sein, der Rest sind Scheiben. Mehr als 20 Prozent Fett sind verboten. Auch alle weiteren Zutaten sind festgelegt. Erkennbar ist ein echter Döner an den geschichteten Fleischstücken. Doch auch zusammengepresste Fleischkegel brutzeln in vielen Berliner Imbissbuden. Die sind nach einer Europäischen Richtlinie von 1998 auch nicht verboten. „Aber das ist kein echter Döner Kebab“, sagt Bornemann. Der Fettanteil kann höher sein oder das Fleisch ist mit Bindemittel gestreckt. So geschnetzeltes Fleisch fällt natürlich für einige Cent billiger ins Brot. Schlechter schmecken müssen sie laut Bornemann deshalb aber nicht. Sie sind nur kein echter Döner mehr. Foto: Kai-Uwe Heinrich

Martin Uebele

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