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Wirtschaft: Doppelbett im Himmel

Airbus übergibt den ersten Groß-Jumbo A380 an Singapore Airlines. Die Kunden erhalten mehr Platz

Toulouse - Rosenblätter auf der Givenchy-Decke des Doppelbetts, Champagner und frische Erdbeeren – das Fliegen bekommt eine Dimension, die man bislang nur am Boden findet. Mit dem ersten Megajumbo A380, der gestern in Toulouse an den Erstkunden Singapore Airlines ausgeliefert wurde, beginne eine neue Ära des Luftverkehrs, sagte Airbus-Chef Tom Enders.

Die für ihren hohen Standard bekannte asiatische Luftverkehrsgesellschaft hat der First Class eine Luxusklasse aufgesetzt und ihre Maschinen auf dem Unterdeck, gleich hinter dem Cockpit, mit acht Einzel- und zwei Doppelkabinen ausgestattet. Die rund 2,6 Quadratmeter großen Suiten waren bis gestern das wohl am besten gehütete Geheimnis der Branche. Sie verfügen über einen nach Wegklappen der Armlehnen 90 Zentimeter breiten Liegesitz, der vom italienischen Edelmöbelhersteller Poltrona Frau im feinsten, kürbisfarbenen Leder gepolstert ist. Darüber lässt sich aus der Wand ein eigenes Bett ausklappen.

Rundum-Trennwände garantieren Intimität. Nicht einmal für die Kontrolle der Einhaltung der Vorschriften bei Start und Landung müssen die Flugbegleiter stören. Sensoren zeigen ihnen an, ob sich die Sitzlehnen dann in aufrechter Position befinden und die Sicherheitsgurte geschlossen sind.

Selbst aus der klassischen Bordtoilette wurde ein geräumiger Waschraum mit beleuchtetem Spiegel. „Wir setzen neue Standards, was Luxus und Komfort an Bord eines Verkehrsflugzeuges angeht“, bekräftigte Chew Choon Seng, Vorstandschef der Singapore Airlines. Ein Luxus, der seinen Preis hat. Der Flug wird etwa 20 bis 25 Prozent mehr kosten als das Ticket in der „normalen“ First Class. Der einfache Flug zwischen Singapur und Sydney, der ersten Route auf der der A380 ab dem 25. Oktober eingesetzt wird, kostete bei einer Probebuchung für Ende November rund 2900 Euro.

Wem das Bett im Himmel diesen Preis nicht wert ist, kann auch einen der 60 Business-Class-Sitze buchen, die der First Class mancher anderen Airline entsprechen. Und selbst die 399 Plätze in der Economy Class bieten mit 81,5 Zentimetern Sitzabstand, individuellen Bildschirmen und Computeranschluss noch ungewöhnlichen Komfort. Mit der Übernahme der nächsten beiden A380 Anfang des kommenden Jahres wird auch London angesteuert, nach Auslieferung weiterer Maschinen kommen im Mai Tokio und bis Ende 2008 auch Hongkong und San Francisco ins Streckennetz des Superjets.

Ob der Luxus über den Wolken jetzt seinen Zenit erreicht hat, darüber kann spekuliert werden. Mitte nächsten Jahres erhält Emirates als zweite Gesellschaft den A380 und hat schon weitere Innovationen in Aussicht gestellt. Brancheninsider warten auf die erste Dusche in einem regulären Verkehrsflugzeug.

Airbus hat inzwischen 189 Bestellungen für den A 380, der zwei Jahre später auf den Markt kommt als geplant. Die Produktion wird langsam raufgefahren. Wegen der Verzögerungen legte die EADS-Tochter ein drastisches Sparprogramm auf. Um mit dem auf mehr als zwölf Milliarden Euro geschätzten Programm Gewinn zu machen, müsste der Flugzeugbauer laut Analysten rund 470 Jumbos verkaufen. Eine Marke, die laut Verkaufschef John Leahy kein Problem darstellt. Er rechnet mit einem Potenzial von „weit mehr als 800 Maschinen“.

Innenansichten im Netz:

http://www.airbus.com/cabin-showroom/preview/index.jsp?article=0

Rainer W. During

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