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Wirtschaft: Dresdner Bank streicht Stellen: Jeder zehnte Arbeitsplatz gefährdet

Im Gegensatz zu den beiden anderen Frankfurter Großbanken denkt man bei der Dresdner Bank nicht daran, das operative Geschäft künftig nur noch in zwei Bereiche aufzuteilen. Im Gegenteil: Vorstandssprecher Bernd Fahrholz kündigte am Mittwochabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten an, dass sein Haus in Zukunft mit sechs statt bisher fünf Bereichen agieren wird.

Im Gegensatz zu den beiden anderen Frankfurter Großbanken denkt man bei der Dresdner Bank nicht daran, das operative Geschäft künftig nur noch in zwei Bereiche aufzuteilen. Im Gegenteil: Vorstandssprecher Bernd Fahrholz kündigte am Mittwochabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten an, dass sein Haus in Zukunft mit sechs statt bisher fünf Bereichen agieren wird. Nach den gravierenden Problemen beim Tochterunternehmen Deutsche Hypothekenbank wird nun ein Sektor Immobilien eingerichtet. Die von Fahrholz bereits angekündigte Ausdünnung des Filialgeschäftes von 1150 auf 850 kommt im Übrigen schneller voran: Rund 250 Ableger werden schon 2001 und nicht erst 2002 dicht gemacht. Am Filialnetz als wichtigem Vertriebsweg will die Bank gleichwohl festhalten. "Darauf legen wir hohen Wert." In Europa sollen in den nächsten Jahren weitere Ableger eröffnet werden.

Den Schließungen und dem nach den gescheiterten Fusionen mit der Deutschen und mit der Commerzbank eingeleiteten Umbau der Dresdner Bank in anderen Bereichen werden jede zehnte Stelle in der Bank - insgesamt 5000 Arbeitsplätze - zum Opfer fallen.

Mit der Neuorganisation der Geschäftsfelder zieht Fahrholz die Konsequenz aus den Wertberichtigungen von insgesamt einer Milliarde Mark, die bei der Deutschen Hyp durch die dramatische Schieflage bei Immobilienprojekten in Ostdeutschland entstanden sind. Die Vorgänge seien nicht "nobelpreisverdächtig", räumt der Banker ein und gibt zu, dass die Risiken bei der Deutschen Hyp in den letzten Jahren nicht so strikt kontrolliert wurden, wie es sonst im Konzern üblich war. Wegen der Krise wurde der gesamte Vorstand der Deutschen Hypothekenbank bereits im Sommer entlassen.

Der Vorstandssprecher der Dresdner Bank bekennt auch, dass sein Haus im Privatkundengeschäft noch Nachholbedarf hat. Die Bank brauche gerade diesen Vertriebsweg. Für den Direktbank-Ableger Advance-Bank sieht Fahrholz endlich Land. Nachdem sich mehr und mehr zeige, dass nicht nur reine Direkt-Banken und Online-Broker gefragt seien, sondern die Kunden auch Beratung wollten, erweise sich das Konzept der Advance Bank als richtig. Es zielt auf eine eher vermögendere Klientel, die auch Beratung wünscht. Künftig will die Advance Bank auch über eigene Vertriebstellen und über die Einbindung des mobilen Vertriebs der Dresdner Vermögensberatung neue Kunden gewinnen. Schließlich will die Bank durch das Angebot von Investmentfonds fremder Anbieter attraktiver werden. Im nächsten Jahr, sagt Fahrholz, werde die Advance Bank das erste Mal schwarze Zahlen schreiben. Auch das normale Filialnetz bringt der Dresdner Bank Gewinne. Die Höhe will Fahrholz nicht nennen. Die Eigenkapitalrendite liegt allerdings deutlich unter den von der Bank angestrebten 15 Prozent. Deshalb sollen mittelfristig nicht nur die Kosten gedrückt und verlustbringende Filialen geschlossen, sondern auch die Preise für Standard-Bankdienstleistungen angehoben werden. "Mit der Quersubventionierung muss es ein Ende haben", sagt Fahrholz.

Mit Blick auf Europa sieht der Banker im Privatkundengeschäft noch Defizite. "Wir sind dort nicht hinreichend aufgebaut." Deshalb sollen Erträge aus dem Verkauf des umfangreichen Beteiligungsbesitzes auch genutzt werden, um im europäischen Ausland ein Netz von eigenen Ablegern aufzubauen - auch durch Übernahmen anderer kleiner Banken oder Vermögensverwalter, wie unlängst auf den Kanal-Inseln oder in den Niederlanden. "Wir haben weitere Gespräche gestartet." Dabei geht es der Dresdner Bank aber nicht um normale Filialen, sondern um Ableger für vermögendere Kunden. In Frankreich hofft Fahrholz darauf, mit der Banque Nationale de Paris, mit der unlängst sechs Gemeinschaftsbanken in Osteuropa aufgegeben wurden, zu einer Lösung zu kommen.

ro

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