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Entspannt im Kulturkaufhaus sieht man Catherine Dussmann eher selten. Ihr Büro ist im Dachgeschoss in der Unternehmenszentrale an der Friedrichstraße.

©  Mike Wolff

Dussmann-Bilanz: Sehnsucht nach Normalität

Bei der Vorlage des Jahresberichts für 2014 soll der Erbschaftsstreit zwischen Mutter und Tochter keine Rolle spielen. Aber das kann nicht funktionieren.

Ein kurzer Auftritt. Catherine von Fürstenberg-Dussmann ist am Donnerstagvormittag ins Souterrain des Kulturkaufhauses gekommen. Sie spricht, lächelt, dankt und geht wieder – angeblich wartet Arbeit. Nach zwölf Minuten verlässt die Vorsitzende des Stiftungsrats der Dussmann-Gruppe die Jahrespressekonferenz. Sie entzieht sich möglichen Fragen nach dem Erbschaftsstreit mit der Tochter, über den Medien seit Wochen berichten und den das Landgericht Berlin frühestens Ende des Jahres entscheiden wird. Der Vorwurf von Angela Göthert, einziges Kind der Eheleute Peter und Catherine Dussmann: Die Mutter habe eine Testamentsänderung veranlasst, obgleich der nach Schlaganfällen schwer pflegebedürftige Peter Dussmann dazu gar nicht in der Lage gewesen sei. Nun möge das Gericht das Testament ungültig erklären und die Mutter „erbunwürdig“. Schlimmer geht es nicht.

Der Vorstandschef spielt eine Nebenrolle

Wie immer in den letzten Jahren spielt Catherine Dussmann auch am Donnerstag die Hauptrolle bei der Vorstellung der Jahresbilanz, Vorstandschef Dirk Brouwers erläutert im Anschluss das Zahlenwerk und stellt sich den Fragen der Journalisten. Die großen Botschaften kommen jedoch von der Stiftungsratschefin. Im Mittelpunkt ihrer Ausführungen stehen die „wunderschönen“ Mitarbeiter, inzwischen sind es 65 000, rund die Hälfte davon in Deutschland, für die sie gerne die fürsorgende Mutter gibt. „The meaning of business is not just business“, erklärt die US-Amerikanerin, die Anfang der 1980er Jahre den Dienstleistungsunternehmer Peter Dussmann heiratete und bis heute gerne zwischen deutscher und englischer Sprache wechselt. „Wir passen auf unserer Mitarbeiter auf, die Menschen wollen Stabilität“, also sichere Jobs und Weiterbildung, Entwicklungsperspektiven. „Man kann mit dem Putzlappen in der Hand anfangen und ganz hoch kommen“, beschreibt sie die Möglichkeiten im Familienkonzern. Wie es der Unternehmensgründer vorgemacht hat. „My message: Dussmann is alive, stolz und innovativ. Ich liebe diese Firma.“

Catherine Dussmann agiert wie eine würdige Erbin, der das Wohl der Firma und ihrer Mitarbeiter über alles geht. Doch der Krieg mit der Tochter zeigt Wirkung. Dussmann ist nervöser als sonst, hat Mühe, die Namen aller Vorstandsmitglieder zu nennen und ist heilfroh, nach ein paar Minuten den Raum verlassen und Brouwers die Bühne überlassen zu können. Der Vorstandschef, angesprochen auf den Familienstreit, gibt sich gelassen. Der Nachlass bedürfe einer rechtlichen Klärung, das Geschäft sei nicht betroffen. „Das Unternehmen entwickelt sich gut, das ist wichtig.“ Auch für Kunden und Geldgeber.

Dussmann spricht vom besten Jahr in der Firmengeschichte

Catherine Dussmann hatte zuvor vom „besten Jahr in der Firmengeschichte“ gesprochen und dabei die 3708 Arbeitsplätze hervorgehoben, die 2014 neu geschaffen wurden, 1900 davon in Deutschland. Tatsächlich ging es auch mit Umsatz und Ergebnis nach oben, obgleich die eigentlich für 2014 angepeilte Marke von zwei Milliarden Euro leicht verpasst wurde. „Nächstes Jahr werden wir das feiern“, kündigte Dussmann an. Das sollte klappen, denn zuletzt blieb der Umsatz mit 1,982 Milliarden Euro nur knapp unter zwei Milliarden. Die Umsatzrendite vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen lag mit 5,9 Prozent um 0,3 Prozent über dem Wert von 2013.

Das Hauptgeschäft des Konzerns liegt noch immer in Servicedienstleistungen rund ums Gebäude – von der Reinigung über Energiemanagement, Sicherheit, Catering bis hin zu kaufmännischen Dienstleistungen. Allein in dieser Sparte werden fast 1,6 Milliarden Euro umgesetzt, und zwar inzwischen in 18 Ländern, mit zunehmendem Gewicht des Mittleren und Fernen Ostens. In Westeuropa arbeite man an der „operativen Exzellenz“, wie Brouwers formulierte. Gemeint sind höherwertige Dienstleistungen im Bereich Gebäudetechnik, wofür Dussmann vor zwei Jahren die Dresdner Kühlanlagenbau GmbH übernommen hat, sowie die Reinigung und Versorgung von Reinräumen in der Industrie oder in Krankenhäusern. Bei der Pflegetochter Kursana werden in 116 Einrichtungen in fünf Ländern derzeit 13 600 Senioren versorgt. Der Umsatz lag hier 2014 bei 376 Millionen Euro (plus 4,2 Prozent). Im Kulturkaufhaus an der Friedrichstraße blieben die Erlöse mit 35 Millionen Euro stabil. Das Haus wird derzeit bei laufendem Betrieb umgebaut und soll 2017 als „Kulturkaufhaus 2.0“ (Brouwers) neu strahlen.

Bleiben noch die sogenannten Kulturkindergärten, die Catherine Dussmann einst gegen Bedenken ihres Mannes durchsetzte. Das Besondere sind flexible Öffnungszeiten, zweisprachige Betreuung und ein kultureller Schwerpunkt in der Kita. Nachdem im vergangenen Jahr drei Einrichtungen eröffnet wurden, gibt es in diesem Jahr noch keine Pläne. Catherine Dussmann hat andere Sorgen.

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