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Wirtschaft: DVB-T am Rechner

Das Schlagwort "Überall-Fernsehen" ist derzeit oft zu hören. Gemeint ist damit das so genannte DVB-T. Mit dieser neuen Technik können Computernutzer ohne großen Aufwand am Rechner rund 18 bis 24 Fernsehprogramme per Antenne empfangen - meist in Topqualität. (14.03.2005, 12:53 Uhr)

Hannover/Fürth - «DVB-T ist ein großer Sprung nach vorn», sagt Sven Hansen von der in Hannover erscheinenden Computerzeitschrift «c't». DVB-T steht für «Terrestrial Digital Video Broadcasting». In den Genuss des digitalen Fernsehens über Antennenempfang kommen vorerst allerdings nur Menschen, die in einer «DVB-T-Versorgungsinsel» leben. Diese beschränken sich momentan auf Ballungsräume wie Berlin, Hamburg, Köln oder Frankfurt. Informationen über den aktuellen Ausbau gibt die Webseite www.ueberallfernsehen.de. Bis spätestens zum Jahr 2010 dürfte die Umstellung aber bundesweit komplett sein.

Für PC-Nutzer bietet sich DVB-T geradezu an. Laut Stefan Kühn, Deutschland-Chef beim Hardware-Hersteller Pinnacle Systems in München, ist etwa das Aufzeichnen von Sendungen auf die Festplatte oder DVD in Originalqualität möglich. Mit der Funktion «Timeshift» kann per Knopfdruck das laufende Programm festgehalten werden. Kommt etwa ein wichtiger Anruf dazwischen, wird das Programm aufgezeichnet und die Wiedergabe später an derselben Stelle fortgesetzt.

Das bei der analogen Antenne übliche Rauschen sowie viele Signalstörungen gibt es bei DVB-T nicht mehr. «Die Sendequalität entspricht der Empfangsqualität», sagt Hansen. An das gestochen scharfe Bild einer DVD kommt der neue TV-Standard jedoch nicht heran. Wenn mehrere Sender gleichzeitig Filme mit viel Bandbreite ausstrahlen - zum Beispiel schnelle Action-Szenen oder eine bewegte Wasseroberfläche - leidet darunter auch die Bildqualität. «Das Bild wird dann klötzeliger, wie bei schlecht aufgelösten Digitalfotos».

Dafür kann sich der Zuschauer über eine gute Klangqualität des PC-Fernsehens freuen. Sie entspricht in etwa dem bei Computernutzern beliebten MP3-Sound mit 128 Kilobit pro Sekunde. Und es geht sogar noch besser: ZDF, Pro7 und SAT.1 strahlen ausgewählte Sendungen bereits mit Raumklang aus. Sofern der Zuschauer über die entsprechenden Boxen verfügt, hat er dann das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. «Hier bekommt der Zuschauer deutlich mehr geboten als im analogen Kabelfernsehen», urteilt «c't»-Experte Hansen.

Der Aufwand, um den PC fit für DVB-T zu machen, hält sich in Grenzen. Den Empfang der digitalen Daten übernimmt eine interne Steckkarte im PCI-Standard oder ein externer DVB-T-Receiver, der über einen USB-Anschluss mit dem PC verbunden wird. Hersteller wie Pinnacle oder Terratec bieten DVB-T Lösungen ab rund 80 Euro an. Zu unterscheiden sind Modelle, die Fernsehsendungen direkt auf eine Festplatte aufzeichnen, und Receiver in «Set-Top-Box-Form». In den Letzteren steckt ein DVD-Brenner beziehungsweise eine Festplatte.

Für die Installation einer PCI-Card zum Einbau in den PC ist ein geringer Bastelaufwand notwendig. «Der Nutzer muss lediglich die Steckkarte einsetzen und seine Zimmer- oder Dachantenne daran anschließen», sagt Stefan Kühn. Die Installation der Treiber und Software läuft weitgehend automatisch ab.

«Hin und wieder mangelt es an der Aktualität der im Kaufprodukt enthaltenen Treiber oder Zusatzprogramme», warnt jedoch Christian Müller, Chefredakteur der in Fürth erscheinenden Zeitschrift «Spiele, Filme, Technik» (SFT). Dies gelte auch für externe DVB-T-Receiver. Über die Hersteller-Website lasse sich sicher stellen, dass die neueste Treiberversion installiert ist.

Bevor der Kunde auf Empfang geht, sollte er die geeignete Position für die Antenne wählen, rät Christoph Müllers, Sprecher von Terratec in Nettetal (Nordrhein-Westfalen). Eine Antenne fehlt jedoch oft im Lieferumfang. Im Prinzip lässt sich zwar die DVB-T-Hardware mit jeder handelsüblichen Antenne oder sogar mit einem Stück Kabel betreiben, allerdings erzielen Antennen mit eingebautem Verstärker ein besseres Ergebnis. Diese gibt es im Handel ab 30 Euro. Der Empfang über die Zimmerantenne ist laut Christian Müller in der Startphase nur in den Kernregionen von DVB-T möglich. Wer in der Randzone wohnt, sollte der alten Dachantenne zu neuen Ehren verhelfen.

Mit DVB-T muss der Zuschauer auch auf Reisen nicht auf die eigene «Glotze» zu verzichten. Alles was er dazu tun muss, ist sein Notebook mit der notwendigen Hardware auszurüsten, etwa der Cinergy T2 von Terratec im Streichholzschachtel-Format. Die rund 100 Euro teure Lösung kommt ohne eigene Energieversorgung aus und enthält eine Antenne mit Magnetfuß. Wer sich zum Beispiel auf ermüdenden Bahnreisen seine Zeit mit Fernsehen übers Notebook überbrücken will, schaut allerdings in die Röhre. Denn laut Sven Hansen ist der Empfang des digitalen Antennenfernsehens in den Zügen nicht möglich. Der Experte empfiehlt daher, Filme vorher auf DVD oder die Festplatte des Notebooks zu speichern, um diese dann während der Fahrt zu genießen.

Auch mit DVB-T ist das digitale Fernsehen noch nicht ausgereizt. Die Entwickler tüfteln bereits an einem Standard namens DVB-H, der Tagesschau & Co. auch auf Kleinstgeräte wie Handy oder PDA zaubert. Bis dahin dürfte laut Hansen jedoch noch etwas Zeit ins Land gehen. (Von Till Wortmann, dpa) ()

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