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E-Bikes: Ohne Rückenwind

Elektro-Fahrräder erhöhen den Fahrspaß. Mängel gibt es allerdings bei Bremsen, der Stabilität und Reichweite.

Von Maris Hubschmid

Ein Fahrrad mit Motor? Lange Zeit schien das vielen allenfalls ein Modell für Menschen mit Altersschwäche zu sein. Inzwischen aber findet ein Umdenken statt: Immer mehr Radfahrer freunden sich mit dem Gedanken an, einmal nicht verschwitzt im Büro anzukommen oder endlich die Tour anzugehen, die sie sich bisher nicht zugetraut hatten. 2010, so heißt es beim Zweirad-Industrie-Verband, ist der Absatz an Elektrofahrrädern im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gestiegen. Die Stiftung Warentest hat zwölf von ihnen getestet und stellt fest: Das Fahrerlebnis ist durchweg positiv. Was jedoch Konstruktion und Verarbeitung betrifft, da muss an einigen Stellen nachgebessert werden. Nur drei der sogenannten „Pedelecs“ erhielten die Note „gut“.

Anfälliger Rahmen

Beim Pegasus E-Tour brach im Test nach 10 000 Kilometern der Rahmen. Dabei hätte die Schwachstelle bekannt sein sollen: Schon 2010 rief der Hersteller 11 000 Räder aus demselben Grund zurück. Gestellschäden gab es sonst nur bei den Produkten von Kalkhoff und Prophete. Sie wiesen am Ende der Teststrecke über 20 000 Kilometer Risse am Tretlager auf. Unbeschadet überstand das Ruhrwerk E-Bike die Strecke, schloss aber dennoch mit einem „mangelhaft“ ab, weil die Bremsen versagten. „Da Pedelecs etwa doppelt so viel Eigengewicht haben wie Fahrräder ohne Antriebshilfe und höhere Geschwindigkeiten erreichen, müssen ihre Bremsen mehr aushalten als normale“, sagte Elke Gehrke von der Stiftung Warentest am Donnerstag. Von allen Testobjekten kamen im Bremstest nur das Kreidler Vitality Elite und das Releigh Leeds HS auf ein „sehr gut“. Zwei weitere Räder wurden mit „gut“ bewertet, alle anderen schnitten befriedigend oder schlechter ab.

Ohne Motor wird's mühsam

Schwachpunkte beim Fahrverhalten waren in vielen Fällen das mühsame Schalten und die Fortbewegung ohne Motorantrieb. Bergauf ließen sich einige Modelle nur schwer bewegen. Ärgerlich sei das insbesondere, wenn die Reichweite des Akkus gering ist: Dies war zum Beispiel beim Ruhrwerk-Rad der Fall, dem nach nur 25 Kilometern die Puste ausging. 90 und 100 Kilometer schafften hingegen die Räder von Winora und Kalkhoff. Mit einer kurzen Akku-Ladezeit punkteten Kreidler und KTM.

Insgesamt schnitten die Komforträder Kreidler Vitality Elite und Raleigh Leeds HS und das Trekkingrad Diamant Zouma Sport+ am besten ab. Mit Preisen in Höhe von 2200 Euro, 2400 und 2700 Euro gehören sie aber auch zu den teureren Modellen. „Grundsätzlich gilt: Mehr investieren zahlt sich aus“, raten die Tester im Fazit. Wer nur ein kleines Budget hat und trotzdem mit weniger Kraftaufwand fahren möchte, dem empfiehlt das Institut das Modell von Prophete. Mit dem Nie- drigstpreis von 900 Euro erhielt es immerhin das Urteil „befriedigend“.

Gesetzeslücke: Versicherung

Dringenden Handlungsbedarf sieht der ADAC, der den Test unterstützte, beim rechtlichen Rahmen für das Elektrorad: Obwohl sich mit einigen Typen Geschwindigkeiten von bis zu 45 Stundenkilometern erreichen lassen, gibt es weder eine Helm- noch eine Versicherungspflicht. Und für Unfallschäden, die mit einem motorisierten Fahrrad verursacht wurden, kommt der Großteil an Haftpflichtversicherungen nicht auf.

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