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Das Zahlen mit EC-Karte und PIN ist für den Handel sicherer, aber auch teuerer als ein normales Lastschriftverfahren.

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EC-Karte oder Bargeld?: Teuer bezahlt

Dem Kartellamt missfällt die einheitliche Gebühr beim Zahlen mit der EC-Karte. Banken kassieren damit 250 Millionen Euro im Jahr. Das ist nicht nur für die Händler teuer, sondern auch für die Kunden.

Es ist einfach, schnell und teuer. 0,3 Prozent von der Kaufsumme muss der Handel abführen, wenn der Kunde per electronic cash – also mit EC-Karte und der Geheimnummer Pin – zahlt. Liegt der Einkauf unter 25 Euro, fallen acht Cent pro Transaktion an. Das läppert sich: „Im Jahr kommen rund 250 Millionen Euro nur an Gebühren zusammen“, sagte Ulrich Binnebößel vom Handelsverband HDE dem Tagesspiegel. Der Branche ist das zu teuer. Und nun bekommt der Handel Schützenhilfe vom Bundeskartellamt. „Die bestehende Gebührenvereinheitlichung ist nicht mehr zeitgemäß“, sagte der Präsident des Kartellamts, Andreas Mundt, dem Tagesspiegel. Den Schaden habe der Kunde. „Letztlich trifft das die Verbraucher, weil die Gebühren auf die Preise umgelegt werden“, kritisierte Mundt. Binnebößel kann das nur bestätigen. „Die Gebühren sind in den Endpreisen einkalkuliert“, betont der Verbandssprecher, „auch Bargeldkunden zahlen diese Kosten mit.“

Das Problem verschärft sich von Jahr zu Jahr. Zwar zahlen heute noch immer die meisten Kunden bar, doch der Trend kehrt sich um. Vor allem Zahlungen mit ec-cash legen zu. Und bei jedem Deal kassieren Banken und Sparkassen mit. Wie viel, das hat die Kreditwirtschaft vor 20 Jahren selbst festgelegt.

Den Handel ärgert das. „Seit 20 Jahren sind die Gebühren gleich“, kritisiert Binnebößel. Dabei seien die Entwicklungskosten längst abgeschrieben und die Handelsumsätze in die Höhe geschossen. Auch deshalb kassiert die Kreditwirtschaft heute deutlich mehr als früher. Von den rund 430 Milliarden Euro, die der Handel im Jahr umsetzt, entfallen über 21 Prozent – also gut 90 Milliarden Euro – auf das Bezahlen per ec-cash. Händler können dem kaum ausweichen. „Die Kunden erwarten das“, gibt Binnebößel zu bedenken, „Handelshäuser, die ec-cash nicht anbieten, haben einen Wettbewerbsnachteil.“

Beim HDE dringt man auf eine Reform des Gebührenwesens. Fünf Cent pro Transaktion oder eine Senkung der Gebühren auf 0,2 Prozent vom Umsatz, damit wäre der Handel zufrieden, sagt Binnebößel. Dass das möglich ist, zeigen die Tankstellen. Die zahlen traditionell nur 0,2 Prozent vom Umsatz, weil das Kreditgewerbe die Tankstellen als weitere Zahlstelle gewinnen wollte.

Auch einige große Einzelhändler haben inzwischen Sonderkonditionen durchgesetzt, darunter Edeka. Für die Kreditwirtschaft ist das der Beweis, dass ein Eingreifen des Kartellamts unnötig ist. „Zahlreiche Banken und Sparkassen haben individuelle Vereinbarungen mit Handelsunternehmen geschlossen“, sagte Michaela Roth von der Deutschen Kreditwirtschaft dem Tagesspiegel. Das nationale Electronic-cash-Verfahren sei eines der wenigen Kartenzahlsysteme weltweit, das weitgehend ohne ein einheitliches Händlerentgelt auskomme. „Banken und Sparkassen werden ihre Bemühungen intensivieren, weitere Vereinbarungen über individuelle Entgelte zu schließen“, kündigte sie an.

Dem Kartellamt reicht das nicht. Zwar gebe es „vereinzelt“ Preisverhandlungen mit großen Händlern, räumt Behördenchef Mundt ein, dieser Prozess verlaufe aber schleppend. „Unser Ziel ist es, dass Unternehmen in die Lage versetzt werden, mit den Banken individuelle Konditionen zu vereinbaren“, kündigte Mundt an. „Es könnten sich auch mehrere kleine Händler zu einem Pool zusammenschließen und dann mit den Banken über niedrigere Gebühren verhandeln.“

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