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Wirtschaft: Echte Zoo-Aktionäre erwarten keine Gewinne

BERLIN .Der Zoologische Garten Berlin mit seiner 100 prozentigen Tochter Tierpark Friedrichsfelde ist eine besondere Aktiengesellschaft.

BERLIN .Der Zoologische Garten Berlin mit seiner 100 prozentigen Tochter Tierpark Friedrichsfelde ist eine besondere Aktiengesellschaft.Neben dem Tierpark Hagenbeck in Hamburg ist er der einzige privatwirtschaftlich organisierte Zoo in der Bundesrepublik, und als einer der wenigen Zoos hält er - wie jede AG - einmal im Jahr eine Hauptversammlung ab.

Das Treffen des Zoovorstands mit seinen Aktionären ist jedoch nicht von Diskussionen über Gewinne, Eigenkapitalquoten und Ausschüttungen bestimmt.Bei Zooaktionären dominiert die Liebe zu den Tieren, Gewinne erwarten die Anteilseigner erst gar nicht.Der Aufsichtsratsvorsitzende, Ernst-August Pistor, spricht die rund 280 Teilnehmer am Donnerstag denn auch mit "Liebe Aktionäre, Freunde und Förderer des Zoos" an, und die Aktionäre sprechen von "unserem Zoo."

Doch wer geglaubt hatte, auf dieser HV weniger Zahlen zu hören, wird schnell eines Besseren belehrt.Auch im Zoo wird penibel gezählt, und die Auflistung von Pistor ist deshalb entsprechend genau.14 500 Tiere, 330 mehr als am Vorjahresende gab es Ende 1998 im Zoo.Darunter befanden sich unter anderem 1400 Säugetiere und 2500 Vögel.Auch über die wirtschaftlichen Aktivitäten wird genau Buch geführt.Nur einige Beispiele: 75 Kindergeburtstage mit 272 Teilnehmern, zwei Autorenlesungen im Flußpferdhaus, zehn Trauungen, 25 Abendessen und zehn Candlelight-Dinner: Der Zoo muß sich etwas einfallen lassen, um bei der Konkurrenz der Freizeitangebote zu bestehen.1998 gab es an 110 Tagen 122 Sonderprogramme mit fast 60 000 Teilnehmern.

Was Schering Betaferon oder DaimlerChrysler die A-Klasse sein mag, für den Zoo sind es die einzelnen Tiere.Etwa "Ede" das neue männliche Flußpferd, dessen Kauf so schwerfiel, weil Disney-Park den Markt in ganz Europa leergekauft hatte.Schließlich wurde der Nachfolger von "Knautschke" und "Nante" dann in Prag gefunden und hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten gut eingelebt.Freuen können sich die Aktionäre auch über das Panzernaßhorn "Jona", das allerdings nur eine Leihgabe ist und für Nachwuchs sorgen soll.Pistor fordert alle Aktionäre auf, kräftig die Daumen zu drücken, damit alles gutgeht.

Klar, daß die Aktionäre als Botschafter für den Zoo arbeiten sollen."Werben sie für uns bei ihren Freunden und Bekannten", sagt Pistor."Schreiben sie Briefe, die wird auch dem Senat zeigen können." Denn das Land Berlin kürzt die Zuwendungen, und auch das Grundstück des Zoos wecke Begehrlichkeiten.Doch da ist sich der kaufmännische Vorstand, Hans-Peter Czupalla, ganz sicher: "Die Begehrlichkeiten können bis in die Wolken wachsen, solange es den Zoo gibt, kommt niemand an die Immobilien ran.Wir haben ein unkündbares Erbbaurecht."

Die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat ist dann nur noch eine Formalie.DANIEL RHEE-PIENING

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