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Wirtschaft: Edeka kauft Spar ein

Deutschlands größter Lebensmittelhändler übernimmt die Konkurrenz und startet nun auch im Discountgeschäft

Berlin - Die Hamburger Edeka-Gruppe – mit rund 31 Milliarden Euro Umsatz der größte deutsche Lebensmittelhändler – übernimmt die Spar AG und die Discounter-Kette Netto Süd. Spar und Netto Süd gehörten bislang dem französischen Einzelhandelskonzern Intermarché (ITM), der sich nun aus dem Deutschlandgeschäft zurückziehen wird. „Wir haben mit Spar ein neues Kapitel mit glänzenden Perspektiven für die Zukunft aufgeschlagen“, sagte Edeka-Chef Alfons Frenk am Donnerstag. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Kartellbehörden müssen der Übernahme noch zustimmen.

Zur Edeka-Gruppe gehören neben den 8500 Edeka-Geschäften die Supermarktkette Reichelt sowie die Globus- Warenhäuser. Durch das Geschäft mit ITM kommen nun noch etwa 2100 Spar-Händler hinzu und 1050 NettoMärkte. Edeka erhöht so seinen Marktanteil in Deutschland deutlich – und zwar um fast sieben Prozentpunkte auf 27 Prozent. Zum Vergleich: Die Rewe-Gruppe hielt zuletzt im Lebensmittelgeschäft rund 18 Prozent, gefolgt von Aldi mit etwa 17,1 Prozent.

Branchenbeobachter sind sich allerdings einig, dass Edekas Einkaufstour für den deutschen Lebensmittelmarkt insgesamt kaum von Bedeutung ist. „Hier findet eine Marktbereinigung statt, die aber kaum Auswirkungen auf die Branche hat“, sagte Volkhardt Klöppner, Handelsexperte bei BBDO Consult. Die französische ITM habe schon seit langem über einen Verkauf der Spar-Märkte nachgedacht. Auch Fred Otto, Handelsexperte der Marktforschungsgesellschaft AC Nielsen, glaubt nicht, dass durch die Übernahme ein neuer Verdrängungswettbewerb im Lebensmittelhandel beginnen könnte. „Auch wenn Edeka mit Netto Süd jetzt ins Discountgeschäft einsteigt, ändert sich an den Strukturen auf dem deutschen Markt erst einmal nichts“, so Otto. Allerdings tritt Edeka nun in den direkten Wettbewerb mit Aldi, Lidl und Plus. Denn immerhin ist Netto im Discountgeschäft mittlerweile die Nummer fünf.

Die Übernahme von Spar werten Handelsexperten für Edeka als „eine strategisch sinnvolle Allianz“. Zum einen ergänzen sich beide Unternehmen, weil sie die Supermärkte nicht in eigener Regie führen, sondern mit selbstständigen Händlern zusammenarbeiten. „Der Zusammenschluss von Edeka und Spar bündelt auch den selbstständigen Einzelhandel“, sagte Otto von AC Nielsen. Zum anderen ist Spar vor allem im Norden und Osten Deutschlands präsent, Edeka im Süden. „Außerdem übernimmt Edeka die Spar-Läden zu einem günstigen Zeitpunkt, denn die wichtigsten Restrukturierungsmaßnahmen in den Märkten sind durch“, sagte Handelsexperte Klöppner. Spar steckte seit Jahren in der Krise und wies im vergangenen Jahr einen Verlust von 47 Millionen Euro aus. Für 2005 erwartet Edeka-Chef Frenk ein ausgeglichenes Ergebnis.

Ob in Folge der Fusion Stellen abgebaut oder Spar-Märkte geschlossen werden, sei noch offen, hieß es bei Edeka. Dass alle 2100 Spar-Geschäfte bestehen bleiben können, sei fraglich, sagt Handelsexperte Klöppner. „Bei dieser Größenordnung ist das nicht sehr wahrscheinlich.“

Edeka hat aber nicht nur in Deutschland dazugekauft, sondern ist auch auf europäischer Ebene eine neue Kooperation eingegangen: Der Hamburger Konzern ist der Einkaufsgemeinschaft von Intermarché und der spanischen EroskiGruppe beigetreten. Die drei Konzerne erwirtschaften insgesamt einen Umsatz von 75 Milliarden Euro und bilden damit die größte europäische Einkaufsgemeinschaft. Ziel ist, durch geballte Einkaufsmacht die Preise bei den Lieferanten zu drücken. Oder wie Edeka-Chef Frenk sagt: „Wir bringen auf diese Weise die Industrie zu anderen Kostensätzen, die wir dann weitergeben an unsere Endverbraucher.“ Auch Handelsexperten gehen davon aus, dass der Druck auf die Hersteller zunehmen und der Kunde sicherlich davon profitieren werde. Eine neue Preisschlacht im Lebensmittelhandel werde es allerdings wohl nicht geben. „Wenn Edeka die Preise senkt, ist das schön für die Edeka-Kunden, aber für die Konkurrenz nur von marginaler Bedeutung“, so ein Branchenkenner. Denn der Konzern sei nicht Preisführer und werde daher auch keine Preisschlacht auslösen können. mit HB

Dagmar Rosenfeld

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