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Glänzende Geschäfte machen derzeit die Goldhändler. Doch das Edelmetall wird keinen Anleger reich machen, warnen Experten.

© dpa

Edelmetall: Goldene Zukunft

Der Preis des Edelmetalls ist hoch wie nie. Aber selbst überschuldete Staaten tasten ihre Reserven nicht an.

Die Käufer stehen Schlange. Am vergangenen Freitag mussten Kunden bei Pro Aurum in Berlin und München stundenlang warten, um an den Schaltern Goldmünzen oder Barren kaufen zu können. „Inzwischen hat sich die Lage wieder etwas beruhigt“, berichtet der Sprecher des Edelmetallhändlers. An den internationalen Märkten hält der Nachfrageboom jedoch an: In Euro gerechnet ist der Goldpreis am Montag erneut auf ein Rekordhoch geklettert. Die Feinunze verteuerte sich um bis zu 1,6 Prozent auf 1012,81 Euro. Aus Furcht vor den Folgen der europäischen Schuldenkrise flüchteten immer mehr Anleger ins Gold, sagen Analysten. Ein Ende des Höhenfluges sei nicht in Sicht. In der US-Währung gerechnet kostete das Edelmetall am Montag 1238,80 Dollar. Damit lag der Weltmarktpreis nur rund zehn Dollar unter seinem Rekordhoch vom vergangenen Freitag.

Angesichts der hohen Goldpreise könnte man auf die Idee kommen, warum die hochverschuldeten Staaten der Eurozone nicht einfach ihre Schätze verkaufen. Griechenland zum Beispiel hat Goldreserven in Höhe von 112,5 Tonnen. Doch ein Verkauf der Reserven wäre ein fatales Signal, meint Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank. „Der Effekt könnte für Griechenland desaströs sein“, sagt Weinberg. „Das Land würde all sein Pulver verschießen und seine Position weiter schwächen.“ Zudem würde der Verkauf nach Weinbergs Meinung auch nicht viel bringen, nicht einmal vier Milliarden könnte Griechenland für seine Goldreserven erlösen. „Das sind in etwa ein Prozent der Gesamtschulden“, rechnet Weinberg vor.

Tatsächlich können die Zentralbanken der Länder Europas auch nicht nach Belieben Gold verkaufen. So haben Ende September vergangenen Jahres 18 europäische Zentralbanken – darunter die Bundesbank und die Bank von Griechenland – ein Abkommen über ihre Goldverkäufe geschlossen. Darin verpflichten sie sich, in den kommenden fünf Jahren zusammen nicht mehr als jeweils 400 Tonnen Gold im Jahr zu verkaufen.

Nach Angaben des World Gold Council haben die Zentralbanken in den ersten sechs Monaten des laufenden Vertragsjahres jedoch gerade einmal zwei Tonnen Gold verkauft. „Im Moment gehören die Zentralbanken eher zu den Goldkäufern“, sagt Rohstoffexperte Weinberg. „Sie investieren in Gold, weil Bonds und andere Staatspapiere derzeit nicht viel Rendite bringen und weil eigentlich alle Währungen derzeit schwach sind.“ Im Gegensatz zum Privatanleger erzielen die Zentralbanken durch den Verleih von Gold an Geschäftsbanken einen Zinsertrag.

Der größte Teil der Goldnachfrage kommt derzeit von den Fonds: Der weltgrößte börsengehandelte Goldfonds, der SPDR Gold Trust, erhöhte seine Goldbestände in den vergangenen drei Wochen um 70 Tonnen. Dagegen liegt die Nachfrage der Schmuck- und Elektronikindustrie, die das Edelmetall tatsächlich für ihre Produkte brauchen, nach Expertenschätzung etwa bei der Hälfte der sieben Tonnen Gold, die weltweit täglich aus der Erde geholt werden.

Weinberg erwartet für den Sommer eine kurzfristige Preiskorrektur nach unten, rechnet langfristig aber mit weiter steigenden Goldpreisen. Er hat seine Prognose für Ende 2010 auf 1250 Dollar je Feinunze angehoben. Dennoch warnt er: „Gold wird niemanden reich machen. Viele Investoren kaufen jetzt unüberlegt und handeln aus Angst.“ Gold eigne sich aber nicht als Investment: Es bringe keine Zinsen und sei als spekulative Anlage auf dem gegenwärtigen Niveau eher teuer. Gold könne lediglich als eine Versicherung in turbulenten Zeiten dienen. Etwa fünf bis zehn Prozent des Depots sollten zur Absicherung in Gold gesteckt werden. „Gold ist wie eine Schlaftablette, man nimmt es zur Beruhigung“, sagt Weinberg. Auch Verbraucherschützer sehen Gold als Geldanlage skeptisch, denn es ist in Anschaffung und Lagerung relativ teuer. Obendrein besteht ein erhebliches Kursrisiko.

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