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Wirtschaft: Ein Billigflieger weniger

dba übernimmt die Strecken des Konkurrenten Germania-Express / Berlin-Tempelhof soll wachsen

München/Berlin - Die Billig-Fluglinie dba übernimmt das Streckennetz des Konkurrenten Germania Express (Gexx) und steigt zur drittgrößten deutschen Linienfluggesellschaft auf. Verbraucher haben damit eine Fluglinie weniger zur Auswahl, der Wettbewerb nimmt ab. Es handelt sich um einer Kooperation, aber über eine Fusion wird nachgedacht. Germania ist künftig nur im Leasinggeschäft tätig und vermietet seine Flugzeuge auch an die dba. Deren Mehrheitseigner Hans-Rudolf Wöhrl sagte am Freitag in München, seine Fluglinie erreiche nun die richtige Größe. Im kommenden Jahr soll die dba das Passagieraufkommen von drei auf vier Millionen steigern. Der Textilunternehmer bekräftigte sein Interesse am Kauf des Flughafens Berlin-Tempelhof.

Die Übernahme des Gexx-Netzes ist ein weiterer Schritt zur Konsolidierung auf dem Markt der Billigflieger. Wichtigste Etappen waren bisher die Übernahme des niederländischen Billigfliegers Buzz durch Easyjet sowie die Kooperation zwischen Air Berlin und Niki, dem Billigflieger des ehemaligen Rennfahrers Niki Lauda. Größte Billigflieger auf dem europäischen Markt sind die irische Ryanair und die britische Easyjet.

Um sich auf dem hart umkämpften Markt eine Zukunft neben diesen beiden dominanten Firmen zu sichern, müssen die anderen Billigflieger nun wachsen – Zusammenschlüsse und Kooperationen bieten sich deshalb an.

Die dba-Flotte wächst durch die gemieteten Gexx-Maschinen auf 27 Maschinen. Das Streckennetz verdoppelt sich auf 32 Verbindungen. Im Inland bietet die dba künftig 15 statt elf Strecken an. Das Auslandsnetz wird von sechs auf 17 Strecken erweitert. Vor allem in Berlin und in München will die dba nun weiter wachsen, sagte ein Sprecher. Durch die Übernahme der Gexx-Strecken startet die dba jetzt auch von Tempelhof aus nach München und überlegt, von dort aus noch ein weiteres Ziel anzufliegen.

dba-Mehrheitseigner Wöhrl ist immer noch daran interessiert, den Flughafen Tempelhof zu kaufen. „Wir würden das gerne übernehmen, wenn wir dafür die Kontrolle bekämen“, sagte er. Wöhrl hatte sein Interesse an dem Flughafen bereits bekundet, als dieser von der Schließung bedroht war.

Wöhrl hatte die früher als Deutsche BA firmierende Fluglinie im Sommer 2003 der britischen Muttergesellschaft British Airways zum symbolischen Preis von einem Euro abgekauft und seitdem einen harten Sanierungskurs gefahren. Wöhrl führte ein flexibles Preismodell ein und setzte statt nur auf Billigreisende auch auf Geschäftskunden. Im laufenden Geschäftsjahr (31. März) wird die dba erstmals seit ihrer Gründung vor 13 Jahren schwarze Zahlen schreiben. Wöhrl sagte, der Reingewinn werde zwischen 0,5 und zwei Millionen Euro betragen.

Laut Wöhrl erwägen dba und Gexx über die strategische Partnerschaft hinaus auch eine finanzielle Überkreuzbeteiligung. „Wir denken intensiv darüber nach, ob der Verlobung eine Ehe folgen soll“, sagte er. Falls dem Zusammenschluss noch ein kapitalstarker Investor beitreten wolle, sei er bereit, sich von seiner Mehrheitsbeteiligung zu trennen. Gexx-Chef Hinrich Bischoff sagte, die Kooperation sei für beide Seiten ein Gewinn. Das Konkurrenzverhältnis der Fluggesellschaften habe viel Geld gekostet. Laut Bischoff wird Gexx durch die Allianz mit der dba jährlich sechs Millionen Euro an Vertriebskosten sparen.

Gexx ist nur eine Tochter der Germania. Die Fluggesellschaft besitzt insgesamt 41 Flugzeuge, die weltweit verleast oder als Charter an andere Fluglinien vermietet werden. Die Gexx-Flugzeuge werden nun auf das Logo der dba umlackiert. Die Festpreise, die Gexx als einziger Billigflieger eingeführt hatte, sollen nun dem dba-Tarifmodell weichen, bei dem man desto weniger zahlt, je früher man bucht.

Nicole Huss, Flora Wisdorff

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