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Wirtschaft: Ein Buch nach Oskars Geschmack

FRANKFURT (MAIN). Es scheint eine der Hauptbeschäftigungen des Ex-Finanzministers zu sein: Bücher vorstellen.

FRANKFURT (MAIN). Es scheint eine der Hauptbeschäftigungen des Ex-Finanzministers zu sein: Bücher vorstellen. Erst ein Werk von Herbert Ehrenberg, jetzt ein Krimi seines alten Parteifreundes und Ex-Bundesministers Horst Ehmke. Und bei diesem Werk - Titel "Der Euro- Coup" - fühlt sich Oskar Lafontaine so richtig in seinem Element. Es geht um Spekulation gegen das britische Pfund, das im Jahre 2004 immer noch nicht unter das Dach des Euro geschlüpft ist, es geht um die Europäische Zentralbank (EZB), um den Euro, die gefürchteten, spekulativen Hedge Funds und um einen Mord an einem Bankdirektor, der offenbar kriminellen Machenschaften einer Organisation mit dem vieldeutigen Namen "Brotherhood of Profit" auf der Spur ist.

Fast auf jedem Blatt des knapp 300 Seiten starken Buches findet sich Lafontaine wieder. Es geht um Casino-Kapitalismus und um Spekulation, die ganze Volkswirtschaften ruiniere. Nick Leeson kommt zur Sprache genauso wie Ober-Spekulant George Soros und Nobelpreisträger James Tobin, die sich ganz im Sinne von Lafontaine für Kapitalverkehrskontrollen und für eine Spekulationssteuer aussprechen. "Das alles geht mir runter wie Öl", sagt Lafontaine. Er kann sich mit Blick auf die jüngste Diskussion über die internationale Finanzarchitektur die Bemerkung nicht verkneifen, daß jetzt auch Fachleute wie Ex-US-Finanzminister James Rubin oder Lafontaines ganz besonderer Freund Bundesbank-Präsident Hans Tietmeyer für die Regulierung kurzfristiger Kapitalströme aussprechen.

"Was Ehmke niedergeschrieben hat, liest sich wie die aktuelle Lektüre der Tageszeitung", sagt Lafontaine. Das gilt auch für die aktuelle Lage des Euro. Ernsthaft Sorgen um den Euro macht sich Lafontaine aber nicht. Die Euro-Schwäche sei gut für den Export. "Ich verstehe die Aufregung nicht." Die Kursentwicklung des Euro entspreche den ökonomischen Daten. Lafontaine erinnert an den Fall des Dollar von 3,60 DM auf 1,80 DM in den siebziger Jahren. Dennoch habe es keine Hysterie und keine Inflationsschübe gegeben. "Ich rate zu nüchterner Betrachtung", sagt er. ROLF OBERTREIS

Horst Ehmke, Der Euro-Coup, Kriminalroman, 304 Seiten, Eichborn Verlag, 39,80 DM

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